PROPAGANDHI

Potemkin City Limits CD

Ich persönlich empfand 2005, was Neuveröffentlichungen meiner Lieblingsbands anbelangt, als relativ durchwachsen. PENNYWISE bedeuten mir leider nicht mehr so viel, wie noch vor sechs, sieben Jahren, und MUFF POTTERs "Von wegen" hatte nicht mehr die Wirkung wie noch seine Vorgänger.

Das ging soweit, dass ich mich langsam nach Musikrichtungen abseits des Punkrock umschaute - auch da gibt's hervorragende Sachen -, das ist dann manchmal der Lauf der Dinge. Doch Gott segne PROPAGANDHI (auch wenn sie auf diesen Segen wohl verzichten können)! Eine Band, die wohl gar nicht in der Lage ist, ihre Fans zu enttäuschen.

"Potemkin City Limits" ist, da lege ich mich gerne fest, das Rockalbum des Jahres. Die Lieder sind alle (mit Ausnahme von "Super Bowl Patriot XXXVI") um die vier Minuten lang, und man merkt ihnen, insbesondere bei längeren Gitarrensoli, noch mehr als bei "Today's Empires, Tomorrow's Ashes", den Speed Metal-Einfluss an.

Die von Todd gesungenen Lieder sind nicht mehr wie beim Vorgängeralbum reine Hardcore-Stücke, sondern ähnlich melodisch (nicht zu verwechseln mit "langsam" oder "weich") wie die seines Kollegen Chris.

Textlich scheren sich PROPAGANDHI wieder einmal nicht um Reime oder Versmaße, doch das fällt nicht auf. Man kann jedes Lied als vertonten kleinen Essay bezeichnen, in denen PROPAGANDHI unzensiert ihre Ansichten darlegen.

Hervorragend: die "Rede" eines amerikanischen Generals in der West Point Academy in "America's army (die Jugend marschiert)". Unzensiert deshalb, weil in "Rock for sustainable capitalism" niemand anders als Labelchef Fat Mike und das gesamte Warped-Tour-Punkrock-Sell-Out-Imperium ("Hope they ship all those shitty bands overseas like they did the factories") mal so richtig die Schnauze voll bekommen.

Passend dazu gibt es noch ein Foto, wie sich John Kerry und Mike die Hand schütteln, eine Reminiszenz an die labelinternen "Rock Against Bush"-Auseinandersetzungen des letzten US-Präsidentschaftswahlkampfs.

Kapitalismus, Nationalismus, Ureinwohner, Militarismus und abgeschottete Grenzen, alles wird aufgearbeitet, und zum Abschluss gibt es im Booklet lesenswerte persönliche Worte. Auf der CD finden sich diesmal keine Videos, aber eine Menge Infomaterial, das sich vom Niveau her erfreulich von anderen Veröffentlichungen dieser Art abhebt.

PROPAGANDHI leben vor, wie jeder etwas dazu beitragen kann, dass diese Welt doch noch ein besserer Ort wird. (41:33)