WITCH

s/t CD

Mir scheint, seit dem Reunion-Erfolg von DINOSAUR JR ist unser misanthropischer Freund J Mascis zu ganz neuer Aktivität erwacht, und bevor uns vielleicht dieses Jahr ein neues DINOSAUR-Album beglückt, hat er mit WITCH ein neues Bandprojekt ins Leben gerufen.

Hierfür wechselte er von der Gitarre ans Schlagzeug zurück, wie einst zu DEEP WOUND-Zeiten, und überließ die Saiteninstrumente seinem Freund Dave Sweetapple sowie Kyle Thomas und Asa Irons von der befreundeten Avantgarde-Folk-Formation FEATHERS.

Das musikalische Ergebnis dieser Kooperation ist das Äquivalent zum wunderhübschen Foto, das unter dem CD-Tray abgedruckt ist: vier Herren, davon drei mit langen, ins Gesicht gekämmten Haaren (der Grauhaarige ist der Meister selbst) und einer mit Horrormaske.

So "haarig" ist dann auch das Ergebnis, nämlich gitarrennudeliger Seventies-Rock, der alle diesbezüglichen Exzesse übertrifft, die man von DINOSAUR JR oder Mascis solo bislang kannte. Und obwohl er selbst nicht mal Gitarre gespielt hat, ist das Ergebnis nicht weit von seinen Songs entfernt, fühlt man sich an eine Mischung aus IRON BUTTERFLY, BLACK SABBATH und SAINT VITUS erinnert, steht man plötzlich da, wo SST Mitte der Achtziger stand mit seltsamen Releases wie WÜRM, GONE - und eben auch DINOSAUR JR.

Dann wiederum sind da progrockige Elemente ("Changing"), und phasenweise kreuzt man auch den Weg von Bands, die der Einfachheit halber mit dem Begriff "Stoner Rock" beschrieben werden, aber das liegt bei den gemeinsamen Einflüssen auch nah.

Produziert von John Agnello, sind die sieben Nummern mit Laufzeiten von meist über sechs Minuten alles andere als knackige Hardcore-Nummern, aber auch kein langweiliges Stoner- und Doomrock-Genudel, sondern ein veritables Riff-Fest.

(40:29) (08/10)