BLACK HEART PROCESSION

The Spell

Eine halbe Ewigkeit, also ungefähr drei Jahre, haben Pall Jenkins und Co. seit ihrem letzten Album vergehen lassen, zwischendurch eine DVD veröffentlicht - und dann endlich Zeit gefunden, Longplayer No.

5 aufzunehmen, wobei sich Pall auch noch durch Arbeit mit der reformierten Vorgängerband THREE MILE PILOT hat aufhalten lassen. Drei Jahre sind eine lange Zeit im Musicbiz, da vergisst man eine Band schon beinahe wieder, vor allem auch eine, die es tourmäßig in Deutschland bislang eher ruhig hat angehen lassen.

Dabei würde ich BHP etwas mehr Erfolg absolut wünschen, sind sie doch eine Band ohne jeden falschen Pathos, ohne jegliche Künstlichkeit. Und auch wenn "The Spell" einen für Verhältnisse des Quintetts aus San Diego beinahe unbändigen Optimismus ausstrahlt, so ist es doch auch wieder ein sehr melancholisches, düsteres Album geworden, auf dem dramatisches Piano und schluchzende Geige den Sound prägen, ich immer wieder auf Caves wunderbares "Your funeral, my trial" als Vergleich zurückkomme.

Doch sind BHP auch bei aller düsteren Schwere keine deprimierende Band, wirkt ein Song wie der in seinem Aufbau und seinen Melodien sehr typische "The letter" durchaus hoffnungsvoll, zeigt er, dass da Licht am Ende des Tunnels ist.

Auch Ex-Punks haben Gefühle, will uns das sagen, und die müssen sich nicht in wüstem Geschrei, in Emo-Geeier oder akustisch-belanglosen Klimpereien äußern, sondern können auch so lebhaft und breitwandig Form annehmen, wie auf "The Spell" einmal mehr dokumentiert, das zwischen Americana, Goth und Begräbniskapelle (ja, ich sehe da Verbindungen zu den DEAD BROTHERS) in Slow Motion auf sehr atmosphärische Weise die Grandiosität dieses Fünfers beweist.

Eine Band - das an alle Späteinsteiger - erst bei ihrem fünften Album (die Zahl 5 ist, ein kleines Spielchen, wie immer gut versteckt) kennenzulernern ist keine Schande, und das Tolle daran ist, man hat den Backcatalog noch vor sich.

Von daher: Jetzt oder nie, denn wirklich einzigartige Bands sind immer abseits der medialen Hypes zu entdecken. (45:09) (09/10)