NOFX

Wolves In Wolves' Clothing LP/CD

Das elfte NOFX-Album ist schon seit Mitte April raus, das höchst interessante Interview mit Fat Mike, der nicht müde wird zu betonen, dass er keine Interviews gibt, fand sich bereits in Ox #65, doch weil Fat Wreck im Gegensatz zu so ziemlich allen anderen Labels nicht Wochen vorher Vorab-CDs verschickt, wird die Rezension eben jetzt nachgereicht.

Und was soll ich auch schon groß schreiben über eine Band, die mich seit der Ox-Urzeit begleitet? Zum Beispiel das: 1989 erschien "S&M Airlines" (von der Fraktion der Politkorrekten fanatisch bekämpft), bald waren Fat Mike und Co.

das erste Mal auf Tour, und seitdem sind sie aus meinem Leben nicht wegzudenken, begleiteten sie das Ox und wir sie. Beinahe erschreckend war da das Foto auf dem letzten Ox-Titelbild: Die Kalifornier sind erkennbar alt geworden, die Teenie-Punk-Helden haben erkennbar Falten und Augenringe, doch Fat Mike, immer noch das gleiche sympathische Lautmaul wie vor 17 Jahren, ist kein Stück vernünftiger geworden, zumindest nicht "vernünftig" in dem Sinne, wie das Eltern und Spießer gerne hätten - siehe dazu das Interview im letzten Heft.

Und wo NOFX bis Ende der Neunziger immer die unkorrekte Fun-Band waren, da nahmen sie nach 2001 die umgekehrte Entwicklung: Statt sich von früher politischer Radikalität zu Kreidefressern zu entwickeln, wurde Mike als Kopf von Band wie Fat Wreck mit dem Amtsantritt von George W.

Bush zum überzeugten Polit-Punk, was sich erstmals auf "War On Errorism" von 2003 zeigte. Mit "Wolves ..." haben NOFX diese Richtung beibehalten, singt Mike nicht mehr wie einst (nur) über pubertären Quatsch, sondern tobt und pöbelt gegen die Politik der Bush-Regierung, gegen die religiöse Rechte ("Leaving Jesusland" ist das Schlüssel-Lied des Albums), gegen die Unfähigkeit der US-Regierung, sich den Herausforderungen zu stellen ("USA-holes"), gegen die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich ("Wolves in Wolves's Clothing"), aber auch für ein Liebeslied ist Platz ("Instant crassic"), auch wenn das nicht gerade einen konventionell romantischen Text hat.

Musikalisch ist alles wie gehabt, klingen NOFX, wie sie immer geklungen haben, decken sie ein breites Spektrum von derbem, dreckigem Punkrock bis zu poppigem Offbeat ab. Auf die nächsten elf Alben ...

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