GL*XO BABIES

Dreams Interrupted: The Bewilderment Years 1978-1980 CD

Das Sternchen im Bandnamen steht da, weil ein Pharmakonzern namens Glaxo es schon vor 25 Jahren nicht lustig fand, dass eine, na ja, Punkband sich seines Namens bemächtigt hatte, und so schickte sie den Jungs aus Bristol Anwälte und einen Privatdetektiv auf den Hals.

Glaubt man den ausführlichen Linernotes von Ex-Frontmann Rob Chapman, die sich im dicken Booklet finden, waren die GL*XO BABIES eine Band, die irgendwie abseits aller Szeneklüngeleien in Bristol existierten, nur ein paar wenige Konzerte außerhalb ihrer Heimatstadt spielten, und sich 1981, passend zum Release des einzigen Albums ("Nine Months To The Disco"), schon wieder aufgelöst hatte, nachdem sie zuvor noch ihren Sänger rausgeschmissen hatte.

Die hippe In-Crowd damals hinderte das freilich nicht, die Band, um die es seinerzeit wohl die wildesten Gerüchte und Fehlinformation gab, zu verehren, als Ikone sperriger Avant-/Post-Punk-Musik, gleichauf mit THE POP GROUP und den New Yorker No Wave-Helden.

In der Darstellung von Chapman liest sich das freilich viel unglamouröser, waren die Babies "nur" verpeilte Musiknerds aus der Provinz, die ihre ganz eigene Vorstellung von Musik hatten. Und wenn wir mal ehrlich sind, erwächst wahres musikalisches Genie auch nur aus solchem Spinnertum, sind hippe Auf-den-Zug-Springer von jeher dazu verdammt gewesen, Nachahmer zu sein, auch wenn das aus zeitlicher und räumlicher Distanz nicht immer leicht zu erkennen ist.

Was nun diese 20 Songs umfassende Compilation anbelangt, so umfasst die mitnichten, wie vom Label behauptet, "their complete recorded output", denn die Songs des Albums sind nur teilweise enthalten, und da es zu den einzelnen Songs keine detaillierten Angaben gibt, bleibt unklar, woher diese im Einzelnen stammen.

Egal, als derzeit wohl einzig verfügbare Veröffentlichung der GL*XO BABIES erfüllt "Dreams Interrupted" seinen Zweck, einen mit einer der spannendsten Bands vertraut zu machen, die England in jenen Tagen zu bieten hatte - und der Quasi-Hit "Christine Keeler" ist ja dabei.

(74:31) (09/10)