MICHAEL HALL

The Song He Was Listening To When He Died CD

Der Texaner Michael Hall ist seit seinem tollen Solo-Debüt "Quarter To Three" von 1990 (vorher nahm er drei Platten mit den WILD SEEDS auf) für mich immer eine der interessantesten Erscheinungen im Singer/Songwriter-Bereich gewesen, vor allem durch seine stilistische Nähe zu den SILOS, deren Walter Salas-Humara und J.D.

Foster auch auf dem Debüt mitspielten. Schon alleine durch seinen unverwechselbaren Gesang und sein trockenes Gitarrespiel konnte Hall auch auf seinen späteren Platten immer starke Akzente setzen.

Und so klingt Hall auch auf seinem neusten Werk "The Song He Was Listening To When He Died" absolut unverkennbar, enttäuscht aber im ersten Moment diejenigen, die vielleicht eine stärker Rock orientierte Platte erwartet haben.

Denn Hall zeigt sich hier von einer äußerst verspielten Seite, man könnte fast von einer Popplatte sprechen, mit überwiegend akustischen Klängen, wo schöne melancholisch angehauchte Melodien im Vordergrund stehen, eine dezente, transparente Instrumentierung und überraschend experimentelle Momente, wie bei dem eher düsteren und minimalistischen "If you see me" oder dem brachial rockenden "Captain, captain", was klingt, als ob Neil Young "Captain Kennedy" nicht für "Hawks & Doves", sondern für "Re-Ac-Tor" aufgenommen hätte.

Höchst amüsant ist dann das irgendwie typische, wenn auch seltsam abstrahierte Hall-Stück "America", wo Hall von seiner Liebe zu AMERICA singt, "not the country but the rock'n'roll band".

Und je häufiger man "The Song He Was Listening To ..." hört, umso vertrauter und besser wird sie, was man im ersten Moment gar nicht so recht wahrhaben wollte. Und wo wir gerade beim Thema sind, liebe Blue Rose-Leute, wie wäre es denn mal mit einer Neuauflage von "Quarter To Three", denn die wird gerade als rares Collector's Item zu Schweinepreisen gehandelt? (8)