TIA CARRERA

s/t CD

Totale Begeisterung oder Langeweile, ein anderes Gefühl scheint Instrumentalmusik bei mir nicht hervorzurufen. Entweder ist sie unheimlich spannend, mitreißend und lässt den absenten Gesang nicht vermissen, oder sie ist eben einfach auf Dauer nur öde.

Auf dem in Austin, Texas ansässigen Label Australian Cattle God sind mit dem dritten Album des ebenso aus Austin stammenden Trios TIA CARRERA und dem Debütalbum von SNAKE TRAP (auch aus Austin, auch ein Trio) zwei Platten erschienen, die genau diese beiden Gefühlsregungen bei mir erwecken.

TIA CARRERA setzen auf Improvisation, live als auch im Studio. Ihr doomiger, teils auch etwas bluesiger Rock, dem man die Einflüsse von BLACK SABBATH, Jimi Hendrix und bedingt auch den MELVINS anhört, klingt zwar anfangs durchaus interessant und viel versprechend, auf die Dauer sind ihre überlangen Songs aber ermüdend.

Wo ich einem Jimi Hendrix und seinen minutenlangen Soli stundenlang zuhören kann, klingt TIA CARRERAs Musik leider zu häufig nach dem, was sie ja auch ist: Improvisation. Das heißt nicht, dass die drei ohne Konzept vor sich hindudeln oder sich in ihren Kreationen verlieren, aber die sieben Songs ähneln sich sehr stark, sind beinahe schon eintönig und das Fehlen jeglicher Höhepunkte lässt vermuten, dass keiner der Musiker den Mut hat, mal aus dem gewählten Schema auszubrechen.

Gleichzeitig sind TIA CARRERA aber auch wieder nicht monoton genug, um ein angenehmes Einsinken in ihre Musik möglich zu machen. Sehr viel besser machen es SNAKE TRAP auf "At Home In A Hostile World".

Keine Improvisationen, sondern richtige Songs, einfallsreich und intelligent komponiert und immer mit der nötigen Dynamik versehen, die TIA CARRERA abgeht. Wobei SNAKE TRAP auf einem völlig anderen Ansatz aufbauen.

Ihre Musik weist Einflüsse klassischer Instrumentalbands wie DON CABALLERO und THE REDNECK MANIFESTO auf, und wo TIA CARRERA sich nah am Metal bewegen, sind SNAKE TRAP ganz eindeutig im Postrock zu lokalisieren.

Zusammengehalten von dem in drei Teile gesplitteten, insgesamt über zwanzig Minuten langen "Four sores and seven beers ago" decken SNAKE TRAP die ganze Palette von leise bis laut, von traurig bis aggressiv ab und schaffen es dadurch sogar, die Japaner MONO (in den melancholischen Momenten) und NOMEANSNO (wenn SNAKE TRAP mal richtig aufdrehen) gleichzeitig zu zitieren.

(6/8)