AIR

The Virgin Suicides CD

Moon Safari, das Debüt dieses französischen Duos, war eine der Konsens-Platten der letzten Jahre, auf die sich irgendwie jeder einigen konnte, der auch nur ansatzweise Geschmack besass. Wundervolle, leicht nostalgische Popperlen mit dezenten PINK FLOYD-Anklängen (aus der Phase, als die noch richtig gut waren) und anderem wegweisendem Liedgut der 70er, liebevoll modernisiert und ohne den gefürchteten Trendhammer als stilistisch zeitloser Crossover in Szene gesetzt.

Darunter direkt mindestens drei absolute Killersongs wie etwa "Kelly watch the stars" oder "Sexy Boy", künstlerisch ambitioniert auf Video gebannt, weshalb es fast schon wieder Sinn machte, deswegen mal MTV anzuschalten.

Die im letzten Jahr erschienene CD "Premiers Symptomes" mit altem, teils neu überarbeitetem Material war zwar nicht ganz so eindrucksvoll, eher ein "missing link", der die bisherige musikalische Entwicklung der Band verdeutlichte.

Aber auch das aktuelle Werk "The Virgin Suicides" ist kein völlig kontextunabhängiges Erzeugnis, sondern ein Soundtrack, und beschwört noch wesentlich stärker das narkotisierte wabernde Feeling des typischen Artrocks der 70er.

Sofia Coppola, Tochter von Francis Ford Coppola, gehörte scheinbar ebenfalls zu den Bekehrten in Sachen AIR und verpflichtete die Band deshalb für ihr Spielfilmdebüt THE VIRGIN SUICIDES, ein elegisches Meisterwerk, basierend auf dem exzellenten gleichnamigen Roman von Jeffrey Eugenides (deutscher Titel "Die Selbstmord-Schwestern") - einen deutschen Kinostart gibt es für diesen düsteren, existentialistischen Anti-Teenie-Film leider bisher nicht.

"The Virgin Suicides" erscheint aufgrund des weniger songorientierten, fragmentarischeren und weniger elektronisch klingenden Materials im ersten Moment kitschiger und weniger greifbar als "Moon Safari", kennt man erst den dazugehörigen Film wird klar, dass es keine besser Wahl für die musikalische Untermalung der deprimierenden Botschaften von Sofia Coppolas Film hätte geben können.

Aber auch ohne den Film funktioniert dieser aktuelle Beweis für die Genialität der beiden Franzosen ganz hervorragend, eine Platte, die sich einfach nicht tothören lässt und die eine zurückhaltende Melancholie ausstrahlt, vor deren Anziehungskraft man einfach kapitulieren muss.