BOREDOMS

Super Roots, Vol. 8 CD

Drei von Cargo UK lizenzierte Releases der schon seit Mitte der 80er aktiven japanischen Krach-Pioniere BOREDOMS aus Osaka, die ja außerhalb ihres Heimatlandes oft gar nicht so leicht zu bekommen sind.

"Super Roots, Vol. 6" stammt von 1996 und wird wohl diejenigen überraschen, die die BOREDOMS vor allem als chaotische Noiserock-Band kennen, denn die 17 nur mit Zahlen versehenen Stücke - eines davon ist sogar nur eine knappe Minute Stille - zeigen die Japaner zwar von einer nicht weniger avantgardistischen, experimentellen Seite, aber dafür in einem klanglich erstaunlich relaxten Umfeld.

"Super Roots, Vol. 6" enthält überwiegend sehr minimalistische, instrumentale Elektronik-Tracks mit hohem Abstraktionsgrad, die zwar ähnlich fordernd sind wie auf anderen BOREDOMS-Releases, aber mit ihrer Hinwendung zu Krautrock und Ambient fast wie charmante, angenehm melodische Popmusik mit Psychedelic-Touch erscheinen und aufgrund gewisser rhythmischer Aspekte durchaus Parallelen zu Yoshimi P-Wes Band OOIOO aufweisen.

Eine Stunde lang äußerst seltsame Musik, die aber durchaus zeigt, worauf der Kultstatus der BOREDOMS basiert, die sich mit dieser faszinierenden Klangcollage in keiner wirklich passenden Schublade unterbringen lassen.

"Super Roots, Vol. 7" erschien zwei Jahre später und enthält nur drei Tracks, die es aber immerhin auf gut 30 Minuten bringen. Die Basis für die drei Stücke ist der MEKONS-Song "Where were you", den die BOREDOMS hier durch den Fleischwolf drehen und dabei zwischen den fließenden Sounds von NEU! und dem brachialen Rock der STOOGES zu einem hypnotischen Endergebnis kommen, wo das Original eigentlich keine wirkliche Bedeutung mehr besitzt, ebenso wie die Trennung in drei unterschiedliche Stücke.

"Super Roots, Vol. 7" zeigt die BOREDOMS wiederum von ihrer eingängigsten Seite und ist in dieser Form auch nicht weit von TORTOISE oder TRANS AM entfernt. Sicherlich eine ihrer überzeugendsten Platten.

"Super Roots, Vol. 8" von 1999 weist ebenfalls nur drei Tracks auf, fällt mit einer Spielzeit von 15 Minuten aber dann doch eher in die Kategorie EP. Hier gibt es einen tribalistischen Drum'n'bass-Trip-Hop-Sound, der noch wesentlich stärker an OOIOO erinnert, zumal auch Yoshimi P-Wes Stimme zu hören ist.

Grundlage ist bei allen drei Tracks das Titelthema der japanischen Trickfilmserie "Kimba der weiße Löwe", komponiert von Isao Tomita, der in der Vergangenheit auch die Musik für einige Zatoichi-Filme schrieb oder zuletzt für "The Twilight Samurai".

Das Ganze fällt aufgrund eines eher hektischen Sounds schon wieder deutlich anstrengender aus, dürfte aber im strangen Kosmos der BOREDOMS am ehesten deren Verständnis von richtiger Popmusik nahe kommen.

Drei ziemlich interessante Releases innerhalb der manchmal doch etwas unübersichtlichen Diskografie einer wirklich extrem unkonventionellen Band, nicht nur im Kontext japanischer Musik, die eigentlich durchaus reif für eine Wiederentdeckung ist.

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