Bela B. Felsenheimer

LAST TRAIN TO MEMPHIS Die Elvis-Biographie von Peter Guralnick (Teil 1, 1935-1958) 12CD)

Hat jemand vor in nächster Zeit nach Australien zu reisen? Wenn ja, ist das hier die perfekte Reiseliteratur: Die 12 CDs auf den iPod überspielt, und wenn man in Sydney aus dem Flieger steigt, hat man die ersten 23 Jahre des Lebens von Elvis Aaron Presley im Zeitraffer erzählt bekommen.

Den Job des Vorlesers erledigt aufs Trefflichste Bela B, der ja bereits auf einige Erfahrung als Hörspiel- und Hörbuch-Stimme zurückblicken kann und - was im Hörbuch-Genre nicht immer selbstverständlich ist - eine Affinität zum Thema besitzt, was sich dadurch ausdrückt, dass all die amerikanischen Personen- und Ortsnamen ordentlich ausgesprochen werden.

Nichts ist schlimmer, als deutsche Schauspieler, die ihre Rock?n?Roll-Basics nicht draufhaben ... Auch nicht zu unterschätzen: Wo viele Hörbücher reduzierte Kurzfassungen der literarischen Vorlage sind und dadurch einiges an Informationen verloren geht, wurde hier vom deutschen Übersetzer Michael Widemann nur wenig gekürzt, und angesichts des Detailreichtums des hochgelobten Buches des US-Musikjournalisten und -historikers Peter Guralnick wäre eine Verkrüppelung auf drei, vier Stunden auch eine Frechheit gewesen.

Andererseits besteht bei einem Monumentalwerk dieses Umfangs auch die Gefahr der Langatmigkeit - ein Problem? Mitnichten! Der Reiz von Guralnicks Vorlage besteht in ihrem extremen Detailreichtum, und so erfährt man im ersten Teil dieser Biographie zwar sicher nicht alles, aber doch enorm viel über die Jugend des Kings und den Beginn seiner Karriere (der zweite Teil der Biographie, "Careless Love: The Unmaking of Elvis Presley? mit den Jahren von 1958 bis zu Presleys Tod 1977 harrt also noch der Umsetzung in ein Hörbuch), und wie bei der von Peter Lohmeyer gelesenen Johnny Cash-Bio "Auf Kurs? (ebenfalls Bear Family) wird man schon nach kurzer Zeit mitgerissen von der Geschichte.

Ich bin alles andere als ein großer Elvis-Fan, weiß ihn eher als Pop-Phänomen zu schätzen als dass ich ihn devot verehre, doch nach dieser Biographie empfindet man großen Respekt vor dieser Ikone, erkennt seine Größe, gewinnt ein Gespür für die Intensität seines Tuns, weiß, was für ein Getriebener, Besessener der aus kleinsten Verhältnissen stammende König des Rock?n?Rolls war.

Und wenn Bela B im "Klappentext? schreibt "Peter Guralnicks Buch gab mir das Gefühl, Elvis näher zu sein als ich es für möglich gehalten hatte. Es war manchmal so, als stünde ich direkt neben ihm.?, dann kann ich das nur unterschreiben.

Meisterlich! (10)