MONSTRANCE

s/t 2CD

Wenn Andy Partridge (XTC) zusammen mit dem alten XTC-Keyboarder Barry Andrews und dessen SHRIEKBACK-Mitmusiker Martyn Barker nach Urzeiten eine Platte zusammen aufnimmt, könnte man eventuell die Hoffnung hegen, das Ganze wäre so eine Mischung aus beiden Bands - sozusagen das Beste aus beiden Welten -, allerdings wäre dieses Projekt unter dieser Prämisse gar nicht erst zustande gekommen und würde wohlmöglich auch gar nicht funktionieren.

Nein, das Gegenteil ist der Fall, denn MONSTRANCE ist ein tiefer Griff in die Kiste der Improvisationsmusik-Geschichte, insgesamt 12 auf zwei CDs verteilte, um musikalische Offenheit bemühte, zwischen 4 und 17 Minuten lange Kompositionen, wo man weder SHRIEKBACK noch XTC konkret raushören kann, aber die einzelnen Musiker-Egos durchaus spürt.

Als Bezugspunkte helfen einem da CAN und KING CRIMSON sicher weiter, die hier durchaus ihre Spuren hinterlassen haben. Dankenswerterweise handelt es sich bei MONSTRANCE aber nicht um so ein diffus verwaschenes Experimentalding, wo jeder vor sich hin beziehungsweise aneinander vorbei musiziert - obwohl die Platte live eingespielt wurde -, denn Partridge, Andrews und Barker erzeugen einen dichten, oft konkret rockenden, facettenreichen Sound mit rotem Faden, auch wenn der ein hohes Abstraktionslevel besitzt, der mal mehr, mal weniger atonal ausfällt.

Was MONSTRANCE eigentlich genau ist, kann man gar nicht so genau sagen, dafür verschieben sich die Koordinaten der Musik zu oft und das in einem fließenden homogenen Prozess, aber man hat erstaunlicherweise dabei das Gefühl, es immer noch mit einer relativ normalen Rockband zu tun zu haben, was das Trio vielleicht sogar zu einer der spannendesten Neudefinitionen von Rock seit KING CRIMSON macht.

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