SACRED REICH

Ignorance & Surf Nicaragua 2CD+DVD

"Puppet regime with you at the head, you've rid them of the communist threat, your brand of ?democracy' is now in control and all your poeple lie dead. ?Democracy' at any cost, the methods of freedom unclear, right-wing radicals, abusing control, the choice will be democracy or death." Wohl bloß das Wort "communist" in obiger Textzeile hält davon ab, zu glauben, es hier mit einem Kommentar zur aktuellen Interventionspolitik der USA zu tun zu haben.

Als Phil Rind, Sänger und Bassist bei SACRED REICH, diesen Text 1987 mit Blick auf das "Engagement" der USA in Mittelamerika verfasste, war ihm wohl kaum bewusst, dass der auch zwanzig Jahre später noch so aktuell und treffend sein könnte.

Erschreckend eigentlich. Erfreulich dagegen, dass der Song, aus dem die Zeilen stammen, ebenfalls so viel später noch funktioniert: Man merkt "Death squad", dem Opener des SACRED REICH-Debütalbums "Ignorance" als auch der gesamten Platte das Alter nicht an.

Gerade jetzt, wo der sortenreine Thrash Metal wieder im Kommen ist, könnte es sich auch um eine aktuelle Produktion handeln, so zeitlos sind die Songs, die das aus Phoenix, Arizona stammende Quartett 1987 via Metal Blade veröffentlichte.

Sehr rauh, brutal und unheimlich schnell war "Ignorance", die Musiker dennoch versiert, die Produktion erstklassig und Rinds Texte durch eine intelligente und durchdachte Reflexion des Weltgeschehens geprägt.

Nicht viel anders dann 1988 die EP "Surf Nicaragua": Zwar hatten SACRED REICH das Tempo hier etwas reduziert, an Härte aber nicht verloren und gerade der Titeltrack überzeugte durch cleveres Songwriting (einen Surf-Rock'n'Roll-Part in einen Thrash-Song einzubinden ist schon ziemlich genial).

Ob es jetzt das zwanzigjährige Jubiläum von "Ignorance" war, das Metal Blade dazu brachte, die schon lange vergriffenen "Ignorance" und "Surf Nicaragua" neu zu veröffentlichen, oder die Nachricht, dass sich die 2000 aufgelösten SACRED REICH dieses Jahr für ein paar Festivals in Originalbesetzung reformieren, ein Dankeschön verdienen sie dafür auf jeden Fall.

Liebevoll aufgemacht, mit allen Texten, ein paar Linernotes und vielen Bonustracks ("Ignorance" bekam drei Cover von BLACK SABBATH, MDC und JUDAS PRIEST (mit Rob Halford am Gesang!), "Surf Nicaragua" wurde um sechs Demo- und Sampler-Songs ergänzt) enthält die günstig zu erstehende Neuauflage noch eine DVD, die neben dem kompletten SACRED REICH-Auftritt auf dem Dynamo Open Air 1989 ein Interview mit Phil Rind, das Video zu "Ignorance" sowie den Kurzfilm "Just say sacred" enthält.

Zwingende Thrash Metal-Geschichte, wenn Metal Blade es jetzt noch schaffen, die Rechte am 1990er Album "The American Way" zu erhalten und in ähnlicher Form zu veröffentlichen, bin ich wunschlos glücklich.

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