PINBACK

Autumn Of The Seraphs CD

"Summer In Abaddon", das letzte Album von PINBACK, war mein Winter, damals im Jahr 2005. Es war der Soundtrack zu meinem dreimonatigen Praktikum beim Ox, das ich im Oktober begonnen hatte. Jeden Morgen, nur Sekunden nachdem ich (sehr zum Missfallen meiner damaligen Mitbewohnerin) krachend die Wohnungstüre ins Schloss fallen ließ und viel zu spät zur Haltestelle rannte, hörte ich immer nur diese eine Platte.

Und jedes Mal wenn ich sie danach wieder auflegte, war es, als würde ich den Weg noch einmal vor meinem geistigen Auge abschreiten. Durch die Unterführung, wo man vor lauter Verkehrslärm nichts mehr von der Musik hören konnte.

Vorbei an dem kleinen Kiosk, der immer bestialisch nach Urin stank. Im allerletzten Augenblick in die Straßenbahn, der fürchterlich geschminkten Alten zunickend, die mir so oft die Türe aufhielt.

Dann hinab unter die Straßen von Köln, bis man am Hauptbahnhof ausgespuckt wurde, um über selten funktionierende Rolltreppen zur Regionalbahn gespült zu werden. Während dieser Zeit habe ich die müden und gehetzten Gesichter um mich herum nie verstanden.

Meine Welt wurde von entspanntem Indierock angetrieben, der von der beruhigenden rhythmischen Vorhersehbarkeit elektronischer Musik beseelt war. Meine Welt war PINBACK. Inzwischen bin ich umgezogen und arbeite in der Redaktion des Ox, doch mein neuer Arbeitsweg hat noch immer keinen Soundtrack.

Gut möglich also, dass "Autumn Of The Seraphs" mein Sommer wird. Erste Testläufe haben ergeben, dass sich PINBACK kaum verändert haben. Vielleicht sind sie etwas drängender und flotter geworden.

Aber da ich immer noch die Angewohnheit habe, morgens zu spät aus dem Haus zu gehen, kann mir das ja nur recht sein. (10)