GOSSIP

Standing In The Way Of Control CD

Irgendwie blöd, eine Band bewerten zu müssen, deren Frühwerke man bisher nur am Rande registriert hatte, und die bisher auf vollkommen unverdächtigen Labels wie Kill Rock Stars, Touch & Go oder Dim Mak Platten veröffentlicht haben, aber denen in Deutschland durch Lado jetzt sicher eine ganz andere Aufmerksamkeit zuteil werden wird.

Schon in früheren Besprechungen in diesem Heft fielen nahe liegende Namen wie WHITE STRIPES und YEAH YEAH YEAHS, wobei hier auch eine musikalische Nähe zu LE TIGRE und SLEATER-KINNEY feststellbar ist, alleine schon durch ihre Beziehungen zum schwul-lesbischen Indie-Umfeld in den Staaten.

Bei der neuen Platte dieses inzwischen in Olympia, WA beheimateten Trios fällt jedenfalls sofort, dass hier der Groove über dem Song steht. Dabei klingen GOSSIP manchmal, als ob man bei GANG OF FOUR die Gitarren weggemischt hätte, eine treibende Basis aus Schlagzeug und Bass mit einer nicht ganz neuen kantigen Rhythmik, die auch SONIC YOUTH so wunderbar beherrschen, in der sich Blues, Soul, New Wave und Punk vermischen.

Besonders bemerkenswert ist dabei sicher der soulige, unter die Haut kriechende Gesang von Beth Ditto, die auch offensichtlich den dafür nötigen Köperumfang aufweist (Pardon!), und mit ihrer Stimme locker der Sängerin der BELLRAYS Konkurrenz machen kann, allerdings versehen mit rotziger Riot Grrrl-Attitüde.

Der herausstechendste Song ist dabei sicher der Titeltrack, der zum Schluss noch mal in einem Remix von LE TIGRE auftaucht und spätestens dann zum Tanzbodenkiller wird. Ansonsten hebt sich "Standing In The Way Of Control" durch seine Simplizität und Geradlinigkeit wohltuend von den Erzeugnissen vergleichbarer Bands ab, und verlässt sich lieber auf rudimentäre Stilmittel bei der Umsetzung des niemals monoton wirkenden GOSSIP-Sounds, beziehungsweise auf geschickte Variationen des Tempos, als auf Artsy-fartsy-Schnickschnack - eine Tugend, die auch andere Leute mal beherzigen sollten.

Produziert hat FUGAZIs Guy Picciotto, und der verpasste dem Ganzen einen knochentrockenen Sound, der die mitreißend groovenden Tracks der Platte bestens zur Geltung kommen lässt. Jetzt bleibt nur noch abzuwarten, ob die Hype-Maschinerie auch auf diese Platte anspringt, schlechter würde sie dadurch jedenfalls nicht.

(10/10)