HARMONIA

Harmonia Live 1974 CD

Krautrock aus den 70ern wird zwar gerade recht ausgiebig wiederveröffentlicht, der Grund für dieses Release ist allerdings, dass Michael Rother (eine Hälfte von NEU! und zuvor bei KRAFTWERK), Hans-Joachim Roedelius und Dieter Moebius von CLUSTER, wenn dieses Heft erschienen ist, nach gut 30 Jahren mal wieder unter dem Namen HARMONIA zusammen auf einer Bühne standen.

Brian Eno nannte HARMONIA mal "die wichtigste Rockgruppe der Welt" (was sicher in jeder Besprechung zu dieser Platte stehen wird) und jede Menge andere Musiker berufen sich ebenfalls auf die deutschen Elektronikpioniere, aber das alles ist natürlich immer mit Vorsicht zu genießen, denn letztendlich hat man es mit einer Band zu tun, die zwei Studioplatten gemacht hat, plus einer posthum veröffentlichten Platte aus dem Jahr 1976, an der auch Eno beteiligt war.

Natürlich sind "Musik von Harmonia" und "De Luxe" ganz großartige Platten, die mit ihrer Ambient-artigen analogen Elektronik Synthiepop und andere Entwicklungen in der elektronischen Musik vorwegnahmen - und man darf sich durchaus fragen, wie stark der Einfluss der Band auf Vangelis' Score für "Blade Runner" war, wenn man sich rückblickend "Musik von Harmonia" von 1974 anhört.

Wer NEU!, KRAFTWERK und TANGERINE DREAM schätzt (CAN oder FAUST gehen da schon wieder in einer andere Richtung), kommt schlecht an den beiden HARMONIA-Alben vorbei, die als CD auch gerade problemlos zu bekommen sind.

Auf Herbert Grönemeyers Grönland-Label, wo auch schon die ersten drei NEU!-Platten wiederveröffentlicht wurden, buddelte man jetzt diese Live-Aufnahme aus dem Jahr 1974 aus, die, wenn man den Track-Titeln glauben darf - die bei HARMONIA eh immer reiner Nonsens waren - keine Überschneidungen mit den Studioplatten aufweist.

Insgesamt fünf Stücke zwischen fünf und 17 Minuten Spielzeit, bei denen es sich wohl eher um reine Improvisationen handelt, wie das ja auch oft bei TANGERINE DREAM im Vergleich zu den Studioplatten der Fall war.

Uneingeweihten wird sich durch "Harmonia Live 1974" allerdings nicht oder nur begrenzt die von der Band ausgehende Faszination erschließen, denn diese Live-Aufnahmen sind angesichts ihres Alters zwar klangtechnisch in Ordnung, allerdings ist der Sound insgesamt recht ungeschliffen, wodurch gewisse Feinheiten in den Kompositionen von Rother/Roedelius/Moebius leider untergehen.

"Harmonia Live 1974" hat eher musikhistorischen Wert und ist was für Krautrock-Spezialisten, auch wenn man hier mit etwas Geduld und der richtigen Lautstärke durchaus den hypnotischen wie intensiven Charakter dieser wegweisenden Experimentalmusik mit ihren monoton an- und abschwellenden Loops heraushören kann, die noch richtig schön handgemacht war.

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