BLUE CHEER

What Doesn't Kill You CD

Auf dem diesjährigen Roadburn-Festival hatten mich BLUE CHEER zwar nicht so überzeugen können, rückblickend war ihre grundsätzliche Power schon beeindruckend. Jetzt gibt es sogar nach Urzeiten ein neues Album von ihnen - von der Urbesetzung sind immerhin noch Bassist und Sänger Dickie Peterson (der amüsanterweise inzwischen in Köln lebt) und Schlagzeuger Paul Whaley dabei -, mit zehn Songs in epischer Länge, wovon nur zwei knapp unter vier Minuten liegen.

Wirklich vergleichen kann man "What Doesn't Kill You" mit ihren Klasssiker-Alben "Vincebus Eruptum" und "Outsideinside" von 1968 zwar nicht, mit denen das "Power Trio" aus San Francisco quasi den Grundstein für Heavy Metal legte und auch Bands wie MUDHONEY und die MELVINS beeinflusste, denn ihr bluesgetränkter schroffer Hardrock stellte zu dieser Zeit ein echtes Novum dar, aber großartige Modernisierungstendenzen kann man bei ihnen ebenso wenig feststellen.

Das ist auch ganz gut so, denn auf "What Doesn't Kill You" belegen BLUE CHEER noch mal die grundsätzliche Zeitlosigkeit ihres Sounds; ihr dröhnender, mächtiger und psychedelischer Hardrock klingt kein Stück kompromissbereiter als in den 60ern und wird irgendwelche angegrauten AOR-Fans immer noch quer durch den Raum blasen.

Und selbst eine entspannte Ballade wie "Young lions in paradise", die etwas aus dem Rahmen fällt, funktioniert ganz wunderbar und lässt sich kaum als Mainstream-Anbiederung werten. Egal mit welcher Erwartungshaltung man an so ein Album herangeht, man muss BLUE CHEER einfach bescheinigen, lebendiger und frischer zu klingen als so manche andere und vielleicht jüngere Rockband da draußen.

Und ähnlich wie die Band selbst kann man sich einfach mit den Songs und ihren wundervoll bluesigen, vollkommen unpeinlichen Soli treiben lassen, denn Peterson, Whaley und Gitarrist Andrew "Duck" McDonald scheinen diese Art Musik bereits mit der Muttermilch aufgesogen zu haben und entlocken ihren Instrumenten nicht nur standardisierte Schemata, die man in diesem Genre eventuell erwarten würde.

Eine ganz exzellente Platte und wirklich alles andere als eine Versammlung alter Fürze, die es noch mal wissen wollen und dabei fürchterlich baden gehen. "What Doesn't Kill You" besticht schon alleine dadurch, dass hier die Energie dieses rudimentären Gitarre-Bass-Schlagzeug-Gerüsts auch produktionstechnisch in ungemein transparenter und kraftvoller Form herausgearbeitet wurde, womit BLUE CHEER ihre Diskografie um mehr als nur ein ganz nettes Alterswerk bereichert hätten.

Das Einzige, was man bemängeln könnte, ist das Cover, das mit seinen brennenden Skeletten doch zu sehr nach schlechter GRATEFUL DEAD-Kopie aussieht. (9)