ENON

Grass Geysers ... Carbon Clouds CD

Ein Albumtitel mit Aussagekraft - nicht inhaltlich, sondern was die Zweiteilung anbelangt. Denn durch die zwölf Tracks von ENONs fünftem Longplayer zieht sich wie von den Vorgängern bereits bekannt eine Wasserscheide: Auf der einen Seite die sich an der zarten Stimme von Bassistin (und Sängerin) Toko Yasuda aufhängenden Popsongs wie "Colette" mit nicht zu leugnendem PIZZICATO FIVE-Touch, auf der anderen die harscheren Indie/Noiserock-Nummern, bei denen Bandgründer und einzig verbliebenes Originalmitglied John Schmersal nicht nur Gitarre spielt, sondern auch singt.

Mir gefällt dieses Arbeitsteilung, diese Verbindung von süß und bitter, von lächelnd und grimmig, von Pop und Noise - und dabei ist "Grass Geysers ... Carbon Clouds" auf keinen Fall ein schizophrenes Werk, denn oft teilen sich Yasuda und Schmersal den Gesangspart, und in Kombination funktioniert Zuckerbrot und Peitsche gleich nochmal so gut.

ENON in der kontemporären Musiklandschaft zu verorten fällt dabei zunehmend schwer: Was immer an Trends und Stilen derzeit präferiert wird, es geht an den Klangwelten von Herrn Schmersal vorbei, der seinen Mad Scientiest-Phantasien auch hier wieder freien Lauf gelassen hat.

Hier feiert der spinnerte Indierock, wie er in den USA bis Mitte der Neunziger die College-Jugend euphorisierte, immer wieder ein fröhliches Revival, ganz gleich, wie viele oder wenig Besucher sich einfinden.

(35:52) (8) (Diese Band war auf der Ox-CD #74 zu hören)