MODERN LIFE IS WAR

Midnight In America LP/CD

Als Ikarus der Sonne zu nahe kam, schmolz diese das Wachs seiner Flügel und der junge Held stürzte ins Meer. MODERN LIFE IS WAR steigen mit ihrem neuen Album höher als je zuvor, und ich hoffe inständig, dass sie der Sonne nicht auch zu nahe kommen.

Und je genauer ich "Midnight In America" betrachte, um so weniger sehe ich diese Gefahr, denn was da so hell strahlt, kann auf keinen Fall die Sonne sein - es ist der mitternächtliche Vollmond, der die Welt in ein silbernes, gleißendes Licht taucht.

Es ist Mitternacht im Amerika von Jeffrey Eaton und seiner Band, der nächste Morgen noch Stunden entfernt, es muss noch viel gelitten werden, bis irgendwann die Sonne wieder scheint. Ja, das moderne Leben ist ein ständiger Krieg, diese Feststellung könnte von Henry Rollins stammen, doch von dessen männlichem Pathos sind MODERN LIFE IS WAR auch auf ihrem dritten Album - dem ersten für Equal Vision - weit entfernt.

Die Texte klatschen einem die Wahrheit über das Leben in den US of A ins Gesicht, die Wut über die Verhältnisse und der Mut, was zu deren Veränderung zu tun, kulminieren in "Night shift at the potato factory", dem mitreißendsten Stück des Albums, und wer immer dachte, Hardcore sei tot und erschöpfe sich in Klischees, der sollte sich von diesem Album eines besseren belehren lassen.

Von J. Robbins vorzüglichst produziert, haben sich MODERN LIFE IS WAR mit "Midnight In America" wieder ein Stück weiterentwickelt, sind noch differenzierter geworden, ist unmittelbare musikalische Härte noch größerer Intensität gewichen.

Musik mit geballten Fäusten, Musik für die Guten. Und auch diesmal wird wieder eine heilige Kuh geschlachtet: Nach "D.E.A.D.R.A.M.O.N.E.S." von "Witness" heißt es diesmal "Fuck the Sex Pistols", dessen Text mit den Worten "Dinosaur slayers unite" eingeleitet wird.

Ikonoklasten aller Länder, vereinigt euch ... Wunderschöne Aufmachung, exzellentes Artwork, volle Punktzahl. (30:14) (10)