NATHANIEL MAYER

(I Want) Love And Affection (Not The House Of Correction) CD

Das erste Mal kam mir Nathaniel Mayer offen gestanden erst bei seiner hervorragenden Fat Possum-Platte "I Just Want To Be Held" von 2004 unter. Ein ähnlicher Fall wie etwa Andre Williams, der in den letzten Jahren plötzlich zu neuen Ehren kam und in den 60ern zu den Aushängeschildern des Detroiter Fortune-Labels gehörte, dem der damals 18-jährige Mayer mit "Village of love" 1962 einen ganz großen Hit bescherte, eine allerdings nur bedingt originelle Soul/Doo-Wop-Nummer.

Vampisoul, die bereits schöne Compilations von Andre Williams oder Betty Davis herausgebracht hatten, haben mit den 23 Tracks von "(I Want) Love And Affection (Not The House Of Correction)" jetzt auch Mayers überschaubares Frühwerk aus den 60ern aufgearbeitet - "the first, only, complete and definitive anthology", wie das Label behauptet -, das sich damals nur auf Singles finden ließ.

Das ist schon definitiv etwas anderes als das, was man auf "I Just Want To Be Held" zu hören bekam, und wer eventuell eine Abneigung gegen klassische Soulmusik hat, die mal mehr, mal weniger gut gealtert ist, wird Nathaniel Mayer auch nicht unbedingt als besonders herausragenden Künstler wahrnehmen, da war Andre Williams schon wieder eine ganz andere Liga.

Charmant ist die Platte zweifellos, aber eben auch ein nostalgischer Trip, schon alleine durch den speziellen Sound dieser Aufnahmen, mit denen Fortune noch vor Motown eine wesentlich unpoliertere Form von Soul etablieren konnte, die auch als nach wie vor maßgeblicher Einfluss für spätere Garage/Punk/Soul-Acts gewertet werden darf - nicht ganz grundlos wurden "Village of love" von den DETROIT COBRAS und "Leave me alone" von den HARD FEELINGS gecovert.

Am besten gefällt mir Mayer allerdings immer dann, wenn seine Songs mehr R&B-lastig sind und sich stärker vom oft etwas stereotypen Soul/Doo-Wop-Sound entfernen. Schöne Sache, wenn man Lust verspürt, mal zu den Ursprüngen bestimmter Musik zurück zu kehren oder eben nur richtig guten, erdigen 60s-Soul hören will.

Definitiv sparen können hätte man sich aber die zwei Stücke von Mayers 1980er Single, zwei fürchterliche Funk/Disco-Nummern, die wie völlige Fremdkörper auf dieser ansonsten recht stimmigen Compilation wirken.

Ach ja, und auf Alive hat der 63-jährige mit "Why Don't You Give It to Me?" übrigens gerade eine richtig gute, neue Platte rausgebracht, die allerdings wesentlich rock'n'rolliger als seine Sachen aus den 60ern ist.

(8)