dEUS

Vantage Point

Als sich dEUS 2005 mit "Pocket Revolution" zurückmeldeten und anschließend bis Ende 2006 auf eine Endlostour gingen war das schon ein kleines Ereignis, hatte ich doch kaum noch damit gerechnet, dass sie überhaupt noch aktiv seien.

Nach jener Tour hätte sich manch einer wahrscheinlich einer längeren kreativen Pause hingegeben, nicht so Tom Barman. Unmittelbar nach Beendigung derselben, wurden sofort neue Songs geschrieben, einige davon waren sogar schon zum Ende der Tour live zu hören und schließlich wurde ein neues Studio eingerichtet, das "Vantage Point".

Neues Studio, neue CD. Mehr als das. War das letzte Album eine, wenn auch verspätete Fortsetzung von "The Ideal Crash" ist "Vantage Point" wirklich neues Material. Neu insofern, dass es eine ganze Weile dauerte, bis ich hier sEUS raushören konnte.

Der Wahnsinn und die Experimente ganz alter Platten sind nahezu verschwunden, ebenso die sich bis ins Endlose steigernden und in Gitarrenexplosionen endenden Riffs. Das neue Studio scheint für Tom Barman und seine Truppe eine musikalische Katharsis gewesen zu sein.

"Oh your god" semmelt stakkatomäßig dem Hörer die Gitarren und Schlagzeug um die Ohren, lässt es sich aber nicht nehmen, versöhnliche Klänge im Refrain anzustimmen. "Eternal Woman" zeigt die Band von ihrer melodischsten Seite, hier erkennt man dann auch erstmals deutlich ältere Songstrukturen.

Weniger vertraut, aber den Songs absolut gerecht werdend ist der teilweise begleitende Background-Chor brummender Männer besonders bei "Slow", welches den neuen Blickwinkel beleuchtet, oder "The Architect".

Am deutlichsten hört man dEUS heraus bei "Is a robot", hier gibt es nochmal eine geballte Ladung Gitarrenparts und Melodien, wie man sie über die Jahre lieben gelernt hat. Bei wem jetzt der Eindruck entsteht, ich würde zu viel mit älteren Sachen vergleichen oder mit der neuen Platte noch nicht warm geworden sein, der täuscht sich.

So sehr ich das alte Material liebe, dEUS haben sich mit dieser CD tatsächlich einen sehr günstigen Ausgangspunkt verschafft, der nicht nur auf die anstehende Clubtour neugierig macht, sondern auch den Blick auf kommende Alben schärft, ohne dass sich das Prinzip als Bandformation selbst überlebt.

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