MUSIKA 77

Brave You Free May CD

Mittlerweile muss man aufpassen, was man sagt. Schließlich ist momentan beinahe jeder dritte Musiker als Singer/Songwriter unterwegs, da reagiert man beinahe reflexartig, wenn man auf ein Album stößt, das ein Mensch aus Skandinavien aufgenommen hat und das etwas ruhiger ist.

Viele klingen einfach zu gleich oder zu belanglos, da mag man schon gar nicht mehr hinhören. Dies hier wäre mir fast durchgegangen, und das wäre nicht gut gewesen. Ich nehme mal an, Johann Krantz aus Norwegen steckt hier alleine hinter, auch wenn er live mit Band unterwegs ist, und deshalb stecke ich ihn ohne schlechtes Gewissen in oben genanntes Genre.

Was ihn aber von vielen anderen unterscheidet, ist, dass er sich selbst nicht in den Mittelpunkt rückt und man nicht das Gefühl hat, hier lebe einer sein Geltungsbedürfnis aus oder lasse uns überflüssigerweise an seinem Selbstfindungstrip teilhaben.

Sicher, pathetisch und etwas selbstmitleidig klingt das Ganze, hat zudem die typischen Zutaten, dennoch ist dort etwas, das mich MUSIKA 77 zu meinem persönlichen Favoriten in dieser Liga erheben lässt.

Vielleicht ist es die weibliche Zweitstimme, die unkitschigen Streicher, das herrlich einlullende, beinahe unverschämt zurückhaltende Tempo, oder vielleicht auch nur der Umstand, dass Herr Krantz auf allzu deutliche Country-Einflüsse verzichtet.

So kann man sich bei Vergleichen getrost eher in Richtung DECIBULLY oder CZARS orientieren, es also als ein etwas extravagantes Indie-Album ansehen. Und deshalb ist mir ein Album wie "Brave You Free May" auch viel lieber als so manch anderes.

(38:32) (8)