JAMES

Hey Ma

JAMES sind zurück, schwadroniert das Info zu dieser Platte, hat allerdings nicht ganz unrecht, denn die Band aus Manchester, die schon seit Anfang der 80er existiert und gerne als SMITHS zweiter Klasse abgetan wurde, und die man vor allem hierzulande oft ignoriert hat, nahm seit 2001 keine Platte mehr auf.

In England wurden JAMES eigentlich schon immer mit guten Chartplatzierungen verwöhnt und so war dort auch "Hey Ma" flott in den Top Ten. Eigentlich kein Wunder, spiegelt JAMES doch recht gut wider, was die Engländer so mögen, angefangen beim mit gesunder Dosis Pathos ausgestatteten Sänger Tim Booth bis hin zum ausladenden, fett produzierten Indierock der Band, die hier mit ordentlicher Hitdichte aufwartet.

Und in Zeiten, wo jeder die EDITORS abfeiert, sollte man vielleicht auch mal wieder eine Band würdigen, die ohne dieses ganze New Wave-Ding bereits vor Jahren gitarrenlastigen Indierock mit Sinn für den großen Popmoment kultivieren konnte.

JAMES bewegen sich dabei aber schon gefährlich nah am Mainstream, auch wenn immer noch genug Ecken und Kanten vorhanden sind und die Platte einen unpolierten Charme besitzt, wobei jeder Song elegant arrangiert und beinahe orchestral instrumentiert wurde.

Alleine schon die großartigen Bläsereinsätze wie direkt beim Opener "Bubbles" machen "Hey Ma" zu einem echten Hörvergnügen. Aber JAMES haben noch einige andere hochklassige Songs zu bieten, wie den Titeltrack, so eine Art Antikriegssong, das hymnische "Waterfall", das einen leichten PAVEMENT-Einschlag hat, oder die extrem rockige Single "Whiteboy", wo man bei einigen Gitarrenriffs R.E.M.

und die BYRDS zitiert. Ja, JAMES sind zurück, und wer Indierock englischer Prägung mag, sollte dieses Album vielleicht zum Anlass nehmen, diese Band wiederzuentdecken, deren Potenzial als Erster der selige Tony Wilson erkannte und sie 1983 bei Factory unter Vertrag nahm und dem die Platte auch gewidmet ist.

Interessanterweise scheint das Albumcover, das in England eine kleine Kontroverse auslöste und ein Baby zeigt, das vor Holzklötzen und einer Pistole hockt, in zwei Versionen zu existieren: auf dem einen handelt es sich um eine echte Automatikpistole, nach der der Säugling greift, auf dem anderen handelt es sich offensichtlich um einen Spielzeugrevolver, für den sich das Kind nicht weiter zu interessieren scheint, was offenbar die entschärfte Version für den englischen Markt ist.

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