ZYDEPUNKS

Exile Waltz

Warum dreht sich so vieles im Leben nur darum, die richtigen Begriffe für neue Erscheinungen zu finden? Derjenige, der seine Weltsicht einem Phänomen aufdrücken kann, hat die Macht darüber. So wie Eugene Hütz den Begriff "gypsy punk" prägte für eine Verschmelzung von Subgenres, als er einer New Yorker Zeitung die Musik GOGOL BORDELLOs beschreiben wollte.

Um der Musik der ZYDEPUNKS auf "Exile Waltz" gerecht zu werden, muss aber genau diese Aufschlüsselung der Subgenres passieren. Lose verkoppelte Anarchie würde der Politologe sagen, ich sage: Geigen, Akkordeons, Percussions, Gesang.

Auf Deutsch, Französisch, Spanisch, Jiddisch, Englisch, Portugiesisch. Punk, Klezmer, Folk aus Irland, Walzer, Polka, Cha, Cha. Da fällt auf, dass Punk auf einer Stufe steht mit der traditionellen Volksmusik oder Teil von ihr geworden ist.

Oder immer schon Teil davon war. Der Beitrag der ZYDEPUNKS aus New Orleans hierzu sind technisch hervorstehende Musikern, die die Rohheit und Leidenschaft ihrer Musik erhalten durch ihr Leben, dass sie ähnlich führen wie Gypsymusiker: umherziehen, Musik machen, nicht stehen bleiben und aufnehmen, was einem begegnet.

Dies macht es mir unmöglich, die Macht über "Exile Waltz" zu bekommen und der Platte einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Lag der musikalische Fokus der Vorgängerplatte "...And The Streets Will Flow With Whiskey" noch stark auf irischem Folk, ist "Exile Waltz" so fragmentierter und differenziert, dass man im ersten Moment Angst bekommt, die Platte könnte auseinander brechen.

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