AIM OF DESIGN IS TO DEFINE SPACE

Aimthusiasm

Die Vermutung scheint nicht abwegig, aber das Zweitwerk der Berliner Band hat nichts mit dem 2007er DIGITALISM-Debüt zu tun. Das hörte nämlich auf den Namen "Idealism" - womit die Ähnlichkeiten auch schon wieder vorbei wären.

Statt Technobeats legen die Hauptstädter mit dem ungewöhnlich langen Namen ein lupenreines Konzeptalbum vor, auf dem man sich thematisch ganz mit der kalten Jahreszeit beschäftigt, dem Winter.

"Weil der einen enger zusammenrücken lässt", so die Begründung der Musiker, die sie sich von den MANIC STREET PREACHERS geborgt haben - eine Herangehensweise, die sich durch das gesamte Album zieht.

Vom ersten Song "Mein See hat viele Ufer" an, der zugleich in einer zweiten Version das Ende der Platte bildet, setzt man gekonnt Verweise auf eigene Vorbilder - und scheut dabei auch ungewöhnliche Huldigungen nicht.

So bedient man sich neben dem estnischen Komponisten Arvo Pärt ("Berliner Messe") bei Marlon Brando ("Marlon Brando Impersonator: Ahlbeck / Seebrücke"), ELECTRONIC, einer aus unter anderem PET SHOP BOYS- , THE SMITHS- und NEW ORDER-Leuten bestehenden All-Star-Band oder Charlton Heston, in der zweiten Version von "Mein See hat viele Ufer" und gar Martin Luther.

Auf plumpe Weise klaut hier jedoch niemand, denn die Mitglieder wissen, zu welcher Zeit, an welchem Platz sie sich vor ihren Vorbildern verbeugen können - und das niemals zu aufdringlich.

Überwiegend recht knapp gehalten und mit sich oft wiederholenden Versen, erinnern die Texte zuweilen inhaltlich an den neueren Dirk von Lowtzow. Alles musikalisch eingebettet in ein Konstrukt aus Post-Rock, Indie und Pop, unterlegt mit dezenten Beats.

Durchaus für den einen oder anderen eine ungewöhnlich, weil so nicht zu erwartende Platte, siehe meine anfänglichen Assoziation zu DIGITALISM, die jedoch, wenn die erste Überraschung verflogen ist, ihre ganze Qualität auszuspielen weiß.

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