999

Nasty Tales

Jetzt auch auf DVD gibt es diese beiden Konzertmitschnitte, die letztes Jahr bereits als CDs erschienen sind: Zwei Punkbands der ersten Stunde bei einem kleinen Clubgig - ANTI-NOWHERE LEAGUE spielten im Oktober 2005 in Milton Keynes und 999 im April 2006 in Darlington.

Und es ist durchaus bemerkenswert, dass 999 heute noch zu Dreivierteln in der der Originalbesetzung von 1977 auftritt, auch wenn Sänger Nick Cash über die Jahre und wohl eher unfreiwillig zum Skinhead mutierte.

Der einzige "Neue" dabei ist Arturo Bassick von den LURKERS am Bass, aber das mittlerweile auch schon seit 1991. Doch das Publikum scheint mit der Band gealtert zu sein und genießt offensichtlich das Konzert, das aus einer Art Best-Of besteht.

Alles wirkt so gemütlich - und ich fange an darüber nachzudenken, ob "beer belly" wirklich die richtige Übersetzung von "Bierbauch" ist ... Bei den Interviews im Bonusteil sitzen sie dann mit einem Bierchen vor einer dieser typisch englisch-tristen Backsteinmauern und Arturo erzählt, wie er Nick wieder getroffen hat, damals, ganz überraschend in einem Krematorium ...

Bei ANTI-NOWHERE LEAGUE wirkt alles schon wesentlich punkiger, von den Outfits der Band bis zu den Iroträgern im Publikum, auch dass Animal einen Zwischenruf ruppig mit "Shut the fuck up!" quittiert.

Natürlich bleibt bei der Show dennoch kein Zuschauerwünsche unerfüllt, und Songs wie "I hate people" oder "So what" klingen immer noch wie der Ausdruck ehrlich empfundener Abscheu. Da stört es auch nicht, dass Animal ungefähr ab der Hälfte zwischen den Songs immer ein bisschen länger braucht, um wieder zu Atem zu kommen.

Das obligatorische Interview gibt die Band dann wohl deswegen auf dem Klo, weil das schon das erste Bandvideo ever einst in einem Men's Room entstanden ist, so viel habe ich noch verstanden.

Ganz offensichtlich ein Ort, an dem sie sich wohlfühlen, denn sie reden so frisch von der Leber weg und mit solch üblem Akzent, dass mir der arme Babelfisch tot aus dem Ohr fällt. Aber kurz zuvor hat er mir noch geflüstert, dass der Titel "Hell for leather" soviel heißt wie "mit Karacho" - und das kann man so stehen lassen.