KNOCHENFABRIK

Ameisenstaat

Ich erinnere mich noch genau, wie mich damals beim Hören der CD-Beilage zu Ox #26 (ja, 1997 war ich noch treuer Abonnent) ein Song namens "Was ist bloß passiert?" der mir bis dato unbekannten KNOCHENFABRIK dermaßen begeisterte, dass ich noch am selben Tag ein paar Mark nach Holland zum heute nicht mehr existenten Label Vitaminepillen schickte, um kurz darauf das Debütalbum der Kölner in Gänze zu vergöttern.

Und jetzt, etwas mehr als elf Jahre später, vom Ox-Leser zum aktiven Schreiber mutiert, versuche ich zu ergründen, wieso "Ameisenstaat" keinen Deut an Faszination verloren hat, warum diese Platte - nicht nur für mich - einen Meilenstein im deutschen Punkrock darstellt.

Wie KNOCHENFABRIK mit ihrem nur geringen Output (der "Ameisenstaat" vorangegangenen Single "Elvis" von 1996, der Splitsingle mit SUPERNICHTS und dem zweiten Album "Cooler Parkplatz" von 1998) in einer Zeit, in der man beinahe schon mit so viel Musik zugeschissen wurde wie heute, Standards gesetzt haben, die seitdem keiner mehr erreicht hat.

Eine schlüssige Antwort muss ich schuldig bleiben, kann nur festhalten, dass man eine Platte wie "Ameisenstaat" dann wohl bloß einen Klassiker, eine Band wie KNOCHENFABRIK nur ein Phänomen nennen kann.

Diese Behauptung mit weiteren Vermutungen zu stützen, mag gewagt sein, aber ich bin davon überzeugt, dass sich Plastic Bomb Records mit dieser Vinyl-only-Wiederveröffentlichung (bei der ich ein paar Linernotes aber vermisse) nicht nur einen persönlichen Bestseller im Label-Programm geschaffen haben, sondern zur vermehrten Einstufung des Albums als "essentiell" beitragen, sowie dass die überraschenden Konzerte KNOCHENFABRIKs dieses Jahr, zehn Jahre nach der plötzlichen Auflösung, ihren "Legenden"-Status noch größer werden lassen.

(10)