TURBONEGRO

Small Feces

Passend zu den Welt-Turbojugend-Tagen 2008 legt Edel "Small Feces" wieder auf, jene essentielle CD-Box, die 2005 erschien, aber umgesetzt wurde, als TURBONEGRO Vergangenheit schienen und Jürgen von Bitzcore Records in monatelanger Fleißarbeit eine abschließende Fanbox zusammenstellte.

Mittlerweile ist das Verhältnis zwischen TURBONEGRO und Bitzcore eher frostig, die Norweger machen wohl in ihrem Geschäftsgebaren sämtlichen Rock-Klischees alle Ehre, und so erscheint die Neuauflage der Box nun bei Edel - in reduzierterer Form als das Original und ohne deren Bonus-CD mit umfangreicher Presseschau.

Und das schrieb ich in Ox #60: Bitzcore-Chef und Turbojugend-Präsident Jürgen zufolge ist es reiner Zufall, dass sein persönliches Selbstkasteiungsprojekt "Small Feces" just zum Erscheinen des neuen Studioalbums der Norweger fertig wurde, und schaut man sich dieses Mammutprojekt im Detail an, so wird klar, dass bei einer solchen Aktion (und da auch die Band hier gefragt war als Zuträger) sich wohl kaum etwas hat wirklich planen lassen.

Schon seit Jahren war diese Outtakes- und Raritäten-Zusammenstellung in der Mache, aber zu 42 Songs aus 17 Jahren Bandexistenz die Masterbänder aufzutreiben, die Aufnahmen überhaupt hörbar zu machen beziehungsweise im Idealfall zu remastern, dazu Linernotes einzufordern, Fotos und Zeitschriftenartikel, dazu aufwendiges Artwork zu erstellen für Pappschuber und drei Digipaks, das, so kann man sich vorstellen, bedeutet schon einiges an Arbeitsaufwand, Geldeinsatz und zeugt wohl auch von einem gewissen Fanatismus - aber "Fan" kommt eben von "Fanatic".

Und wenn TURBONEGRO selbst gefragt waren beim Auftreiben der Ingredienzen, so war auf deren Seite, sprich Happy Tom, wohl die Motivation gar nicht so groß, von wegen "alter Scheiß" und so.

Nun, "Small Feces" eben, der Titel passt und ist doch beinahe eine Beleidigung für jeden Turbojünger. Sowieso ist diese Zusammenstellung ja eine, die kein echter und wirklicher Fan braucht, denn der hat ja die ganzen Singles, Compilations und wo immer der Ursprung der einzelnen Songs noch so liegt ...

Und doch, mal ehrlich, wer hat die ganzen Sachen wirklich? Die meisten Turbojackenträger sind Späteinsteiger, entdeckten die Band Ende der Neunziger, als viel von dem Material hier längst in den Tresoren der Fans der ersten Stunde verschwunden war.

Aber was soll's, Originale sind nicht alles, und so kann man sich nach begeistertem Auspacken und Einlegen der ersten CD den beiden dicken Booklets widmen, in denen es neben reichlich Fotos detaillierte Infos zu jedem einzelnen Song gibt (wenn auch in chronologischer Reihenfolge, was nicht der Track-Order auf den CDs entspricht), eine unfassbar lange Diskografie, Besetzungslisten und schließlich noch Linernotes von Leuten wie Long Gone John, Peter Markham, Morten Andersen, Bela B und Tony Slug.

[...] Meine Favoriten hier sind die wüste Version von "Gimme shelter", das LEATHER NUN-Cover "No rule", "War on the terraces", die Verwurstung von "Suffragette City", ja allgemein die diversen Coverversionen, und egal, dass die Qualität der Aufnahmen von Demo bis Profi stark schwankt - 1989 (aus diesem Jahr datieren die ältesten Aufnahmen hier) waren die Umstände eben anders als 1999.

Wer sich im weitesten Sinne als Fan versteht, der sollte schleunigst zugreifen. [...] (8)