JENNY LEWIS

Acid Tongue

Zugegeben, mit Jenny Lewis, die ja schon seit frühester Jugend in der Schauspielerei ein zweites Standbein hatte, und ihrer Band RILO KILEY hatte ich nie viel am Hut, auch wenn diese eigentlich immer ganz ansprechenden Indierock auf dem schmalen Grat zwischen Mainstream und Alternativkultur produziert haben.

Und auch Lewis' 2006er Solo-Album "Rabbit Fur Coat" zusammen mit den WATSON TWINS war ein an sich sehr sympathisches Indie-Folk-Rock-Album, und vielleicht sogar konsequenter und künstlerisch befriedigender als alle bisherigen RILO KILEY-Platten.

Fiel im Zusammenhang mit "Rabbit Fur Coat" bereits die Bezeichnung "White soul"-Album, trifft das noch viel stärker auf "Acid Tongue" zu, das über weite Strecken ein lupenreines, subtil instrumentiertes, leises Popalbum ist, das die Folk- und Country-Elemente des Vorgängers fast völlig ausblendet, wie etwa beim großartigen, an John Lennon erinnernden "Godspeed", oder den sehr schönen Balladen "Trying my best to love you" und "Sing a song for them".

Als schroffen Kontrast dazu gibt es dann überraschend straighte Rocksongs wie "See Fernando", "The next Messiah" und "Carpetbaggers", letzterer ein satter Countrysong, bei dem Lewis im Duett mit Elvis Costello zu hören ist, auf dessen Geknödel man in diesem Fall aber auch hätte verzichten können.

Man wirft Lewis ja oft vor, ein etwas dünnes Stimmchen zu haben, auf "Acid Tongue" empfiehlt sie sich auf jeden Fall als wandlungsfähige, ausdrucksstarke Sängerin, die den durchweg gelungenen elf Songs der Platte deutlich ihren Stempel aufdrücken kann.

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