WALLS OF JERICHO

The American Dream

Ganz im Ernst: dieses Album war überfällig. Nicht, weil WALLS OF JERICHO die innovativste Band around wären oder weil sich die Szene freudig erregt in Erwartung ihres neuen Albums in die Karottenhöschen gepullert hätte.

Nein, dieses Album war überfällig, weil sich hier eine Band traut, Klartext zu reden. Klartext, was den wiederholten Bezug auf den amerikanischen Traum als hoch zu haltendes Ideal und damit in Verbindung stehend den unter amerikanischen Bands grassierenden Patriotismus angeht.

Denn "The American Dream" ist alles andere als ein Loblied auf den selbigen - es kontrastiert die Träumereien von einer vermeintlich freiheitlichen Verfassung mit der Realität. Einer Realität, wie sie sich Durchschnittsmenschen in einer in sich zusammen fallenden Industriestadt wie Detroit, Heimatstadt der Band, wohl bietet.

Gebrochene Träume und die Aussicht, das, was die amerikanische Verfassung verspricht, niemals zu erreichen, ziehen sich wie zentrale Themen durch die Texte der zwölf neuen Songs der Band um Sängerin Candace Cusculain.

Selbige brüllt hier ihren männlichen Kollegen die "New Era"-Caps vom Kopf. Und ihre Band liefert die passende musikalische Grundlage. Wenig experimentierfreudig kehrt man fast ausnahmslos zur Härte von "All Hail The Dead" zurück.

Akustische Spielereien wie teilweise auf "With Devils Amongst Us All" oder der im Frühjahr erschienenen "Redemption"-EP sucht man hier fast vergebens. Musikalisch wunderbar uninnovativ, textlich die adäquate, weil realitätsnahe Erfassung des Lebens, wie es wirklich ist.

Das vielleicht wichtigste Hardcore-Album des Jahres. (8)