JÓHANN JÓHANNSSON

Fordlandia

Nachdem der Isländer Jóhann Jóhannsson einen Großrechner von IBM zum Thema seiner 2006er Platte „IBM 1401, A User’s Manual“ gemacht hatte, ist es diesmal eine gleichnamige Kautschukplantage in Amazonien, die die Ford Motor Company in den 1920er Jahren erwarb und dort eine Stadt aus dem Boden stampfte.

Und trotz der möglicherweise etwas menschenfeindlichen Thematik produziert Jóhannsson erneut wunderschön euphorische und niemals unterkühlt wirkende Neo-Klassik-Sounds, die an eine Mischung aus SIGUR RÓS und Michael Nyman erinnern.

Waren frühere Arbeiten noch stärker mit minimalistischer Avantgardemusik im Sinne eines Steve Reich verknüpft, ist „Fordlandia“ fast Popmusik. Zwar schwermütig und fragmentarisch, aber aufgrund der dichten Streicherarrangements und Jóhannssons Gespür für die richtigen schwelgerisch-emotionalen Momente sehr leicht zugänglich, und manchmal fast schon etwas zu kitschig.

Wäre „Fordlandia“ ein Film, dann sicher einer, der sein Publikum bis zur letzten Träne auspressen würde. Dennoch stimmt einen Jóhannssons Musik nicht unbedingt depressiv, stattdessen ist ihm eine weitere großartige Platte gelungen, die eher Ventil für den traurigen Ballast in einem ist und dadurch so unglaublich befreiend wirkt.