NAMENLOS

Freiheit! Gleichheit! Brüderlichkeit!

Seltsame Platte. Kaum sind die ersten drei Songs vorbei, fällt mir der alte FEELING B-Song „Ich such die DDR und keiner weiß wo sie ist ..." ein. Bei Platten wie dieser hier frage ich mich, ob sich manche Ost-Punks sich nicht insgeheim doch die DDR zurückwünschen, einfach aus dem Grund, weil das Feindbild eindeutiger war und sich mit Punk doch einfacher provozieren ließ.

Das wäre allerdings eine sehr wirre Art von Ostalgie. NAMENLOS sind eine Ostberliner Punkband, die 1983 in Berlin gegründet wurde und jetzt sind sie wieder am Start. Aufgenommen wurde „Freiheit! ..." im Winter 2006, die Songs klingen allerdings, als wären sie 1984 entstanden.

Das lässt die Vermutung zu, dass das Material entweder aus dieser Zeit stammt und neu aufgenommen wurde oder, und das halte ich für die schlimmere Variante, NAMENLOS haben neue Songs geschrieben, die haargenau wie 1984 klingen und es hat in den letzten 25 Jahren keinerlei Veränderung bei ihnen stattgefunden.

Somit ist das hier eine sehr authentische, im alten DDR-Punk verwurzelte Platte mit recht düsteren Texten, die leider recht parolenhaft rüberkommen. Sängerin Janna hat dazu manchmal eine recht theatralische Art drauf, auch das muss man mögen.

Das beiliegende, fette Booklet bringt zwar eine Menge Theoretisches zum Thema Revolution und Demokratie, ist allerdings so unterhaltsam wie ein gymnasiales Geschichtsbuch der 7. Klasse. Bleibt also alles etwas zwiespältig.