RED RED MEAT

Bunny Gets Paid Deluxe Edition

Als ich in Ox #22, das war 1996, das erste Mal mit dem dritten Album von RED RED MEAT konfrontiert wurde, war ich wohl noch etwas unentschlossen bezüglich der Qualitäten dieser Band aus Chicago, was zu der etwas saloppen wie amüsanten Feststellung führte: „Dass Grunge tot ist und Sub Pop jetzt von WEA vertrieben werden, merkt man ‚Bunny Gets Paid' deutlich an." Damals herrschte wohl in den Major-Etagen noch die irrige Annahme vor, man könne aus diesem immer bedeutungsloser werdenden Grunge-Kontext, mit dem RED RED MEAT sowieso überhaupt nichts zu tun hatten, Profit schlagen.

Wenn man sich „Bunny Gets Paid" heute so anhört, war das ein vollkommen abstruser Gedanke, denn deren trocken-eruptiver wie abstrakter Roots-Rock Beefheart'scher Prägung, der Blues, Folk und Country mit fast surrealer Note versah und dessen faszinierende Höhepunkte sich in Bereichen abseits konventioneller Songschemata abspielte, wirkt heutzutage hoffnungslos unkommerziell.

Für RED RED MEAT selbst war es das persönliche Problemalbum, das nicht mehr die charakteristische Griffigkeit des brillanten Vorgängers „Jimmywine Majestic" aufwies, aber auch noch nicht die konsequente Verweigerungshaltung des finalen Geniestreiches „There's A Star Above The Manger Tonight", nach dem sich die Band auflöste.

Dafür wirkt „Bunny Gets Paid" inzwischen umso deutlicher wie die Blaupause für das, was Ben Massarella und Tim Rutili (dessen seltsam näselnder Gesang RED RED MEAT schon alleine unverkennbar machte) später in Bands wie LOFTUS und dann CALIFONE weiterführten, also die völlige Entkoppelung amerikanischer Traditionsmusik von seinen Ursprüngen in einer geradezu esoterischen Herangehensweise.

Auf „Bunny Gets Paid" gibt es zumindest noch einige rockende Momente, wie bei dem tollen „Chain chain", das man noch irgendwie als Hit der Platte herausstellen könnte, ansonsten ist es vor allem der Gesamtsound, der fasziniert, das Album vielleicht nicht zu einem absoluten Meisterwerk macht, aber zu einem immer noch spannenden Beispiel dafür, wie die subtile Demontage von Rock zu fruchtbaren Ergebnissen führen kann.

Insofern nur konsequent, dass es von Sub Pop jetzt in einer Deluxe Edition wiederveröffentlicht wurde, technisch auf den neusten Stand gebracht und auf einer zweiten Disc mit Bonusmaterial versehen, darunter alternative Versionen von drei Album-Tracks, zwei Coverversionen, eine von LOW, und, großartig, eine von A FLOCK OF SEAGULLS' „Wishing", neben einem unveröffentlichten recht jazzigen Track.

Und auf der Bühne konnte man RED RED MEAT im März in Chicago und beim Sub Pop-SxSW-Showcase auch mal wieder bewundern - mal sehen, ob mehr draus wird.