REMANO ESZILDN

R-Tracks

Ebenso verwunderlich wie der Name dieses schottischen Elektrotechnikers ist auch seine Musik. Entweder habe ich jetzt was verpasst oder ich entdecke gerade als erster die Gesammtzusammenhänge. In letzter Zeit kommen überraschend viele aktuelle Platten sehr, sehr minimal, ja fast schon spartanisch und gleichzeitig warm analog daher.

Das würden jetzt viele „retro" nennen, doch das, was man darunter im allgemeinen versteht, trifft hier überhaupt nicht zu. Hier schrauben keine Technojünglinge neue Clubsounds zusammen! Die Art von Platten, die ich meine, sind gleichzeitig auch noch im wahrsten Sinne des Wortes sehr klassisch angehaucht.

Sehr spröde und enthaltsam, ja fast radikal schränkt man sich hier ein, geißelt sich, und das alles wohl bei vollem Bewußtsein. Diese puristischen und monophonen Sequenzerläufe erinnern eher an Fugen von Bach als an irgendwelche Discostampfer.

Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass mir dabei direkt die frühen Bearbeitungen dieser Werke von Walter Carlos (später Wendy Carlos) einfallen, oder die klassischen Interpretationen von Tomita.

So etwas grenzt heute ja beinahe an Verweigerung, wenn man bedenkt, aus welcher Klangfülle diese Musiker schöpfen könnten, und das macht es gerade wieder so spannend, erfrischend und aufregend neu.

Mich würde mal interessieren, ob diese Leute ihre Vorgänger überhaupt kennen oder ob es sich hier um eine selbstständige aus der Clubkultur heraus geplante Entwicklung und Gegenreaktion handelt? Die verwendete Rhythmik ist auf jeden Fall ultramodern, und da besteht kein Zusammenhang zu den vielleicht auch noch klangtechnisch in Frage kommenden Krautrockwurzeln durch solche Bands wie TANGERIN DREAM oder TYNDALL, die ja auch in ihrer Hochphase mit solch reinen Sequenzerläufen gearbeitet haben.