SOPHIE HUNGER

Monday's Ghost

Wird schwierig, hier jemanden für diese CD zu begeistern, die abseits einer einzigen Schublade funktioniert und am ehesten noch die unter euch ansprechen wird, die auch Tori Amos oder eine straighte, nicht überkandidelte Björk zu schätzen wissen.

Multi-instrumentaler Bar-Jazz-Lounge-Folk, der mal zart-brüchig, dann aber auch rotzig und kantig um die Ecke schleicht, um ungeniert in einer Vielzahl von Stilen zu wildern. Musik als eine große bunte Legokiste, mit der Sophie Hunger eine kindlich verspielte Platte zaubert, die überhaupt nicht „nebenher" funktioniert.

Eine wunderbare Überraschungspackung, zu der nur Wein, aber kein Bier passt. Vieles funktioniert hier erst beim dritten oder vierten Hören, dafür hat die Platte auch eine hohe Halbwertzeit.

In der Schweiz kurzfristig auf Platz 1 der Charts (ohne große Werbung oder ein großes Label), erschien „Monday's Ghost" in Deutschland erst gut ein halbes Jahr später. Gut, wir wissen ja, dass Vision und Musikgeschmack ebenso wie Begeisterung nichts ist, was in größeren Plattenlabeln als Tugend gewertet wird, allenfalls als Kündigungsgrund.

Unschön stößt mir die Tatsache auf, dass auch hier schon die bescheuerten Variantenspielchen der unterschiedlichen Releases zum Tragen kommen. Ein ursprünglich auf der Schweizer Version enthaltenes Duett mit Stephan Eicher wurde durch einen anderen Song ersetzt, die Songreihenfolge ist anders und mit „Paris" gibt es einen exklusiven (zu bezahlenden) Downloadtrack.

Dafür sind die Lieder weitab vom Schönheitschirurgen-Tralala-Pop allesamt wunderbar geraten.