GHOST OF TOM JOAD

Matterhorn

Fast genau ein Jahr ist vergangen, „No Sleep Until Ostkreuz" liegt weit hinter den drei Jungs von GHOST OF TOM JOAD, denn „Matterhorn" ist erhoben, mächtig und groß, ganz wie der Klotz in den Walliser Alpen.

Man sucht vergebens nach Punk und Rock und all das, was man von ihrem Debüt gewohnt war, trotz allem weint man keine Sehnsuchtsträne, sondern ist gar erfreut und erstaunt, was hier geboten wird.

Mit dem Opener „Through every organ", ein Liebeslied an die Songs von Nina Persson, der Sängerin der CARDIGANS, merkt man, dass sich hier einiges getan hat. Alles ist sehr ernst, fast düster, kein „Renegades of love", dafür ein „The body of Lord Francis Douglas", welches mit Hall-Gitarren an die EDITORS oder JOY DIVISION erinnert und heraussticht.

Auch die anderen zehn Songs auf „Matterhorn" sind gereifter und man erkennt eine ganz neue Seite an ihnen, eine Seite, die gefällt und alles bisherige in den Schatten stellt. Bass, Schlagzeug, Synthesizer und Orgel überwiegen die sonst so punkige Gitarre und schaffen ein ganz neues Klangbild, bestes Beispiel ist die erste Singleauskopplung „Into the wild", die durch ein unglaubliches Schlagzeug und starke, harmonische Bassläufe und überzeugt.

Die Stimme des Sängers Henrik Roger ist sehr einfühlsamer, weicher, manchmal rauher und ernster als bei ihrem Vorgänger. Nicht nur am Instrumentalen wurde viel gearbeitet, auch die Harmonien sind viel durchdachter und ein Ohrwurm jagt den nächsten.

„A place where you belong" und „The end of everything" sind mit die stärksten Stücke und regelrechte Hymnen. Der erste Eindruck kann sehr verwirrend sein, jedoch sollte man sich nicht davon abhalten lassen, dieses Meisterwerk noch viele weitere Male zu hören.

Der Ausdruck „Grower" wird von mir zwar zutiefst verabscheut, aber mit „Matterhorn" geben GHOST OF TOM JOAD diesem kleinen Wort mit der großen Aussagekraft einen neuen Wert. Ein atemberaubendes Album, das gefühlt zehn Jahre Reife hinter sich hat, dabei nach ein paar Monaten nach ihren letzten Release geschrieben wurde.

Nicht ohne Grund werden sie jetzt vom Grand Hotel van Cleef durch die Gegend geschickt, denn Qualität setzt sich eben durch. Eine wahre Offenbarung, dieses violette quadratische Glück CD und ein schöner musikalischer Start ins neue Jahr.