BOTTROPS

Entertainment Overkill

Neues aus Bottrop, äh, Berlin - immer diese Käffer mit B, die verwechselt man einfach ständig. Album Nummer zwei also, da entscheidet es sich: Beim Debüt ist alles noch neu und aufregend, doch beim Zweiten sieht und hört man, wie tragfähig so ein Bandkonzept ist oder ob man sich damals nur im ersten Überschwang zu einer positiven Bewertung hat hinreißen lassen.

Und siehe da, Johnny Bottrop & His Boys machen alles richtig, was da auf dem Lastenheft steht: Melodiöse Songs mit den richtigen Zitaten? Haben sie. Smarte Texte jenseits plumper Phrasendrescherei: Selbstverständlich.

Cooles Artwork? Natürlich, sogar in vielfacher Ausfertigung, da mittels „Nachwuchswettbewerb" diverse Künstler mithelfen konnten. Booklet? Da, dick, lesenswert, denn zu jedem Song gibt es noch Film- und Literaturtips sowie diverse Kurzgeschichten etc.

Als roter Faden zieht sich durch das Album die Kritik am medialen Overkill, an der massenmedialen Verarsche, und das ist als kritische Botschaft alles andere als nerviger Zeigefinger, sondern nötiger Kommentar in Zeiten, da selbst in der ach so kritischen Punk-Szene Konzernen wie MySpace kaum kritische Distanz entgegengebracht wird.

Total ernste, verbitterte Besserwisser sind THE BOTTROPS allerdings auch 2009 nicht, doch im Vergleich zum letzten Album und dem Vorgänger TERRORGRUPPE ist „Entertainment Overkill", das von Tom Schwoll aufgenommen wurde, erfreulich unblödelig geworden.

Und dass die musikalischen Vorbilder von jeher im 77er-Punkrock und Powerpop lagen, wird hier immer wieder deutlich (siehe etwa „Die Frau am Fenster"). Macht alles in allem 16 Songs für die Punk-Intelligentsia.