GREEN DAY

21st Century Breakdown

Ohne große Umschweife muss man nach mehrmaligem Hören von GREEN DAYs neuem Album „21st Century Breakdown" zugestehen, dass es den Dreien doch tatsächlich geglückt ist, noch einen auf „American Idiot" drauf zu setzen.

Da erzählten GREEN DAY ja vom Amerika am Ende von George W. Bushs erster Legislaturperiode, indem sie den fiktiven Charakter „Jesus of suburbia" schufen und in den Songs erzählten, wie er das damalige Amerika wahrnahm.

Auf „21st Century Breakdown" gibt es wieder diese persönliche Sicht auf die Dinge. GREEN DAY schaffen das fiktive Liebespaar Christian und Gloria, die sich in Zeiten der Finanzkrise und des vermeintlichen politischen Umbruchs in den USA durchschlagen und beleuchten dies in 18 ergreifenden Songs, bei denen Texte und Musik wunderbar ineinander greifen.

Denn auf der einen Seite hat man die lyrische Ebene von „21st Century Breakdown", die vom Hin-und-Her in der Beziehung zwischen Gloria und Christian handelt. Beide sind von Unsicherheit, Wut und Perspektivlosigkeit umgeben und versuchen irgendwie damit umzugehen.

Christian indem er zuweilen destruktive Ausbrüche hat, und Gloria indem sie ihn versucht wieder zu beruhigen. Diese Wechselbäder der Gefühle werden aber erst durch die Musik auf der Platte richtig berührend und nachvollziehbar.

Je nach Situation zwischen Christian und Gloria gibt es nämlich straighte Punksongs („Viva la gloria", „American eulogy"), absolut stadiontauglichen Rock („Know your enemy"), balladeske Stücken, Garage-Zitate oder massive Pop-Einflüsse.

Beispielhaft für letztere sei hier nur der erste Teil des Titeltracks genannt. Bevor der Song nämlich in der zweiten Hälfte in einen kleinen Reißer mutiert, wird er zuckersüß eröffnet und der Hörer mit Background-„Ooos" und einem fiesen Ohrwurmrefrain umgarnt.

Es mag sein, dass „21st Century Breakdown" kein Rock- und (je nach Ansicht) erst recht kein Punkrock-Album mehr ist. Mag sein, dass das hier Pop ist. Aber erstens fügt sich aus allen Songs am Ende ein schlüssiges Bild zusammen, bei dem eben die Verbindung aus Texten und Musik die Beziehung zwischen Christian und Gloria nachvollziehbar macht.

Und zweitens bleibt daran anschließend nur zu sagen, dass man sich manchmal wünschen würde, jede Band würde sich derart in Texte und Musik reinknien wie es GREEN DAY nach „American Idiot" erneut getan haben.

Denn so entstehen Konzeptalben, die nicht peinlich sind. Ein großer Wurf und mein erstes Album des Jahres!