ISIS

Wavering Radiant

„Als Radiant bezeichnet man den Punkt am Nachthimmel, von dem aus Meteorschauer ihren Anfang zu nehmen scheinen.", erklärt mir Wikipedia, und ein „Wavering Radiant" ist demzufolge also ein solcher Punkt, wenn er sich zu bewegen, zu flattern scheint.

Klingt so, als beschriebe ich hier eine Bühnenhintergrundprojektion von ISIS, die seit Jahren im Wettstreit stehen mit NEUROSIS um den Titel der mächtigsten, atmosphärischsten Post-Whatever-Band.

Produziert von Joe Baresi, in den USA wieder auf Ipecac erschienen, in Europa auf Conspiracy, ist das fünfte Album von Aaron Turner und Band eines, das mit der eigenen Perfektion ringt: Wo will man eigentlich noch hin mit ISIS? Zu den Sternen? Will uns das der Titel suggerieren? Hier unten wurde alles erreicht? Um ehrlich zu sein, hasse ich es, Platten wie diese analysieren zu müssen, in Kategorien von besser/schlechter denken zu müssen, denn ISIS-Alben und noch mehr ihre Konzerte, sind von jeher sowas wie eine mystische Erfahrung: Man lässt sich darauf ein, lässt sich von den mächtigen Wellen dunkler Gitarrenläufe tragen, zu denen Turner hier und da mit heiserer Stimme seine Texte grölt oder auch mal im Hintergrund clean singt.

Bei guten Bands dieses Genres - seit dem letzten ISIS-Album hat sich die Zahl der Formationen gefühlt ungefähr verdoppelt - funktioniert sowas einfach: Musik an, Welt aus, das Kopfkino kann beginnen.

Das im Detail zu analysieren, das liegt mir nicht, das stört das Wohlgefühl, das sich trotz bisweilen düsterer Texte und Themen einstellt, und auch wenn das nach einem ganz und gar unhardcorigen Eskapismus klingt: Ich stehe dazu.

ISIS haben mit „Wavering Radiant" ihren Standard gehalten.