ROTTE CHORA

Zivilisolation

Eine ungewöhnliche Band, und das fängt schon beim Namen an: Man rätselt, aber keine Erkenntnis. Irgendwelche Hintergrundinfos? Spärlich. Die Band kommt aus Bremerhaven, geht bis ins Jahr 1990 zurück, ist in der aktuellen Besetzung aber seit 2002 aktiv.

Eine Platte kam in den Neunzigern, eine weitere vor ein paar Jahren, und jetzt eben „Zivilisolation", ein Album, das beim ersten Hören verwirrte, dann aber immer reizvoller wurde. Dass da gewisse Bezüge zum Punk vorhanden sind, ist klar, aber mir scheint, man hat es mit einer Band von eigenbrödlerischen Individualisten jenseits enger Szenegrenzen zu tun.

So eine Band war einst auch DIE UNBEZAHLBAREN aus Kiel, an die sich wohl kaum noch jemand erinnert. Gesanglich ist ROTTE CHORA noch am ehesten zu packen: Jens Rachut ist da die klare Referenzmarke.

Dazu etwas Biafra-Tremolo, eine waverockig flirrende Gitarre, sehr dezenter Synthie-Einsatz - ein verblüffendes, höchst eigenwilliges Album für Menschen, die RAZZIA zu „Ausflug mit Franziska"-Zeiten schätzen, die DACKELBLUT et al.

verehren. Ganz klar, hier sind ältere Herrschaften mit klaren Vorstellungen zugange, die sich ganz individuell verwirklichen wollen und nicht nach links und rechts schielen - der Stoff, aus dem mit etwas Glück Legenden werden.

Hätte mir jemand die CD als Rerelease verschollener Aufnahmen aus den Achtzigern verkaufen wollen, ich wäre wohl darauf reingefallen - von der sehr guten Produktion mal abgesehen. Deshalb: Geheimtip! (Diese Band war auf der Ox-CD #85 zu hören)