EDITORS

In This Light And On This Evening

Die Flitterwochen sind vorbei, die rosa Brille wird abgenommen und man merkt, dass die auch noch die Wahrnehmung verzerrt hat, Dinge größer machte, als sie in Realität sind. Ja, die EDITORS haben zwei ganz exzellente Alben gemacht, gerade das Debüt „The Back Room“ hat es in meine ewige Bestenliste geschafft, aber auch „An End Has A Start“ enttäuschte nicht.

Und nun also „In This Light And On This Evening“, das verflixte dritte Album, garniert mit dem Wunsch, sich nicht zu wiederholen, dem Streben nach Abwechslung, dem Willen zum Ausprobieren von Neuem, das Ideal der Perfektion vor der Nase baumelnd.

Flood hat es produziert, einer aus der Liga der ganz großen Produzenten und sicher einer, der die EDITORS versteht. Die wiederum waren auf Selbstfindungstour, verspürten laut Frontmann Tom Smith keine große Lust darauf, ein drittes Album in direkter Fortsetzung der ersten beiden zu machen und krallten sich deshalb an den elektronischen Tasteninstrumenten in Floods Studio fest.

Die Folge? Man könnte den Vergleich wagen mit der Weiterentwicklung von JOY DIVISION zu NEW ORDER (an deren „Movement“ Flood 1981 mitarbeitete), und ich bin eben bis heute eher ein Fan Ersterer, auch wenn ich mit viel zeitlichem Abstand Zweitere zu schätzen gelernt habe.

Noch ist „In This Light ...“ zu frisch, um es trotz zigfachen Anhörens wirklich beurteilen zu können. Die erste instinktive Ablehnung ist einem neugierigen Interesse gewichen, Lieder wie der titelgebende Opener, der Stampfer „Papillon“ (die erste Single) oder das dezente „Like treasure“ haben begonnen, sich in meinem Hirn einzunisten, und so ist die erste Enttäuschung zu eher neutraler, abklingender Überraschung geworden, und jetzt setzt die Gewöhnungsphase ein.

Wir bleiben Freunde.