INDEZENT

Der Jesus für die neue Zeit

Wut ist ein starker Motivator, und ich glaube, INDEZENT sind wütend. Das waren die vier Frauen aus Landau in der Pfalz auch schon auf dem ersten Album (oder wegen mir auch Demo) „Psychotrix“, und vor allem machen sie ihrem Namen alle Ehre, denn sie sind eben nicht dezent, sondern indezent, „nicht taktvoll, nicht feinfühlig“.

Wobei das mit „Takt“ und „Feingefühl“ ja auch alles Definitionssache ist, und ich habe nicht den Eindruck, als würden Crimetrix (Gesang), Beatrix (Gitarre), Lady Die (Bass) und Drumtrix (Schlagzeug) etwas auf die Meinung und Normen der „Normalos“ geben.

Textlich jedenfalls beziehen sie klar Stellung, gegen Entfremdung, Apparatemedizin, Hedonismus, Religion und Modepunks. Das mag nach Texten und Themen wie aus dem Punk-Lehrbuch klingen, aber das ist mir egal, denn wenn damit ein ehrliches Anliegen verbunden ist, ist mir das lieber als all die „Emo“-Punks mit ihren blümchenhaften Befindlichkeitstexten.

Nicht nur deshalb finde ich beachtenswert, dass hier mal wieder eine echte Frauen-Punkband ihre Sicht der Dinge darlegt, denn an männlichen Rollenklischees hat sich auch 30 Jahre nach den SLITS in der Punk-Szene nur wenig verändert.

Was nun die Musik anbelangt: Weiterhin bleibt man von stumpfem Uffta-Uffta-Deutschpunk verschont, und auch wenn INDEZENT eine gewisse Einfachheit auszeichnet, so erinnert mich die eher an die britischen Peace/Anarcho-Punks der frühen Achtziger – eine Nähe, gegen die INDEZENT sicher nichts einzuwenden haben, scheinen sie die selbst mit ihrem konsequenten Schwarz-Weiß-Artwork auch zu suchen.

Sehr positiv auch der Gesang, weil nicht gekreischt oder gebrüllt, sondern eher gesprochen. Klasse Band, und für 4 Euro (incl. Versand) ist die CD auch zum absoluten D.I.Y.-Preis zu haben.