MORBID ANGEL

Blessed Are The Sick

Bis heute noch steht eine Erklärung aus, warum Bassist und Sänger David Vincent 2004 wieder bei MORBID ANGEL einsteigen durfte; musste er die Band doch 1996 verlassen, da selbst seinen Bandkollegen Vincents Hang zum Nazimus langsam unangenehm wurde (oder dem kommerziellem Fortschritt im Weg stand, schließlich wurde man deswegen in Europa zum Teil boykottiert).

Die Vincent später von Musikern anderer Bands (KREATOR, PARADISE LOST, MOTÖRHEAD) vorgeworfenen Nazi-Tendenzen lassen zu einem Eintrag in seiner „Thanks“-Liste im „Blessed Are The Sick“-Booklet dann nicht nur bloß eine Deutung zu, man fragt sich vielmehr, warum das den Kritikern – und Käufern! – nicht schon damals zumindest missverständlich vorkam.

Die entsprechende Stelle findet sich auch in dieser im von Earache gewohnt schicken Digipak als Dualdisc mit einstündiger Dokumentation des Albums veröffentlichten Neuauflage des zweiten MORBID ANGEL-Albums von 1991 wieder: Vincent dankt dort neben Henry Rollins, Larry Flynt, Traci Lords und Charles Manson auch einem „...

certain ruler of the past whose name I shall not mention but whose spirit I embrace“. Überinterpretiert? Mag sein, ein fader Beigeschmack bleibt dennoch und lässt mir das Album nicht so gut schmecken, wie es eigentlich könnte.

Zwar war „Blessed Are The Sick“ für mich damals nach dem selbst heute noch beeindruckenden Debüt „Altars Of Madness“ von 1989 wegen der nicht mehr so stark vorhandenen brutalen Kompromisslosigkeit eine kleine Enttäuschung, dass die Platte aber ein einflussreicher Beitrag zum US-Death-Metal der frühen Neunziger war, wollte ich noch nie abstreiten.