YO LA TENGO

Popular Songs

In diesem Jahrtausend waren YO LA TENGO nicht meine Band. Nicht dass sie wirklich schlecht gewesen wären, aber das alte Feuer früherer Releases wollte sich nicht mehr entzünden. Da musste erst das köstliche CONDO FUCKS-Album mit seinen primitiv hingerotzten Coverversionen vor einigen Monaten kommen, um mir zu zeigen, dass YO LA TENGO noch nicht zum reinen Popkultur-Relikt verkommen sind, sondern auch noch richtig Spaß an ihrer Musik haben.

Und kurz darauf ein neues, 14. Album, dessen Titel man durchaus wörtlich nehmen kann, denn so eingängig und unterhaltsam haben Ira Kaplan, Georgia Hubley und James McNew schon lange nicht mehr geklungen.

„Popular Songs“ ist dabei quasi ein Streifzug mit Überlänge durch die eigene Geschichte und die Musikhistorie der letzten 30, 40 Jahre im allgemeinen, mit zwölf stilistisch sehr unterschiedlichen Stücken, die aber alle sofort nach dem Trio aus Hoboken klingen.

Man nehme nur das fantastische abschließende „And the glitter is gone“, ein 16-minütiges Drone-Monstrum, das klingt als ob TORTOISE und YO LA TENGO zusammen im Feedback-Modus wären. Im Gegensatz dazu eröffnet das Album eine dieser eher soften verpoppten Nummern mit slicken Streichereinsätzen.

Dazwischen passiert dann alles mögliche, von BEACH BOYS-artigen sonnigen Sixties-Nummern über minimalistische elektronische Spielereien bis hin zum krachigen Orgel-Punk von „Nothing to hide“.

Auch wenn hier eigentlich nichts zusammenpasst, ist „Popular Songs“ alles andere als postmodernes Chaos, sondern zeigt YO LA TENGO als stilistische Alleskönner, von luftigem Pop bis zu derbem Krach, die hier auf ungemein lockere und charmante Art ihre eigenen Grenzen ausloten, die offenbar nicht existieren.