WEEZER

Raditude

Wahrscheinlich erinnert sich so gut wie jeder noch an WEEZERs legendäres blaues Album von 1994, inklusive internationaler Superhits wie „Buddy Holly“ oder „Undone – The sweater song“, mit denen die Band über Nacht Charts und Herzen der Fans stürmte.

Was folgte, war das im Untergrund als Weezers bestes Album bezeichnete „Pinkerton“, das allerdings im Vergleich zum locker-poppigen Vorgänger um ein Vielfaches härter, heavier und düsterer daherkam und sowohl Plattenbosse wie auch Mainstream-Medien mit Unverständnis zurückließ.

Rückblickend betrachtet hatte man es hier zwar mit einem der genialsten und kompromisslosesten Alben der gesamten Indierock-Geschichte zu tun, was allerdings 1996 nicht verhinderte, dass „Pinkerton“ vergleichsweise schwer in den Regalen lag und darüber hinaus WEEZER Sänger und Mastermind Rivers Cuomo, der sich, ob der gefühlten Ablehnung der emotionalen Offenheit und persönlichen Natur des Albums, von seinen Zuhörern unverstanden fühlte, eine musikalische Sinnkrise bescherte, die kurze Zeit später in der vorübergehenden Auflösung der Band gipfelte.

Was nach der Wiedervereinigung wenige Jahre später folgte, war der eher mittelmässig erfolgreiche Versuch mit altbewährten Formeln („Green Album“, „Maladroit“) und einem mainstreamigeren Sound an alte Erfolge anzuknüpfen.

Von vielen bereits abgeschrieben, gelang der Band dann 2008 mit „The Red Album“ ein beachtliches Comeback, das zeitweise an alte Stärken anknüpfen konnte und Songs voller Humor und Coolness enthielt, die teilweise wie unveröffentlichte B-Seiten von „Pinkerton“ klangen.

Sprung ins Jahr 2009: Auch auf „Raditude“ (volle Punktzahl für den Titel!), dem unlängst erschienenen, sechsten Album von Cuomo und Co., hat man von Anfang an das Gefühl, Weezer hätten sich nicht nur endgültig von den Erwartungen von Millionen, ein neues „Blue Album“ erwartender, Hardcore-Fans freigeschwommen, sondern auch die Spielfreude wieder entdeckt, die sie Mitte/Ende der Neunziger Jahre zu einem der wichtigsten Indie/Pop-Acts dieser Zeit gemacht hatte.

Cuomo wirkt entspannter, unangestrengter und selbstironischer, als das noch auf einigen der älteren Veröffentlichungen der Fall war, hat seinen Humor ebenso wenig verloren wie sein Händchen für große Hits und Melodien, die dem Hörer auch nach Tagen nicht aus dem Kopf gehen und macht insgesamt den Eindruck, endlich wieder Spaß an der eigenen Musik zu haben.

So ist es auch nur konsequent, dass Weezer sich mehr denn je neuen Stilen öffnen, mit ihrem typischen Sound experimentieren, und zum ersten Mal in der Bandgeschichte mit hochkarätigen Gastauftritten von unter anderem Rapper Lil’ Wayne aufwarten.

Wie die Fans der ersten Stunde „Raditude“ aufnehmen werden, wird trotz allem abzuwarten bleiben.