HANNA HIRSCH

Tala Svart

Vorurteile sind essentiell für den Menschen, um sich im Alltag zurechtzufinden. Müsste man jede Situation jedes Mal neu bewerten, ohne auf bereits gemachte Erfahrungen zurückzugreifen, wäre mensch völlig überfordert – sagt die Verhaltensforschung.

Vorurteile sind also nicht per se negativ, sie können aber auch zu Fehlurteilen führen, etwa bei dieser LP: Bei Adagio 830 denke ich an lauten, düsteren Hardcore, zudem wenn die „Band“ aus Schweden kommt und den komischen Namen HANNA HIRSCH trägt.

Tja, falscher könnte ich nicht liegen: Hanna Hirsch ist zwar nicht der Name der Sängerin, die heißt Siri, aber Hardcore oder sonstwie aggressive Musik gibt es hier keinesfalls. Vielmehr spielt der schwedische Fünfer zuckersüßen, melancholischen Power-Pop-Punk mit schwedischen Texten, der mehr nach Mitte der Achtziger als nach einem Studioaufenthalt 2008/2009 klingt.

Musikalisch fühle ich mich hier und da an die späten HÜSKER DÜ erinnert, ergänzt um Piano- und Orgelklänge, und prägendes Element ist ganz klar der sweete, hohe, mädchenhaft-naiv wirkende Gesang Siris.

Die Band selbst vergleicht sich mit den BUZZCOCKS, was man angesichts der knackigen Kompaktheit der Stücke auch nachvollziehen kann. Ich werfe noch ein „LOST CHEREES!“ ein und liebe das Album schon jetzt, werde auch nach dem dritten Durchlauf nicht müde, die Scheibe immer wieder umzudrehen.

Ein Album von betörender Schönheit.