ADOLAR

Schwörende Seen, ihr Schicksalsjahre!

Diese Band erwischt einen verdammt nochmal auf dem falschen Fuß. Denn dass Musik so verschiedene Gefühle wie Fremdscham und Enthusiasmus gleichzeitig auslöst, passiert nun wirklich nicht allzu oft. Aber das macht das ganze Album mit diesem beknackten Titel aus: die deutschen Texte sind fast ohne Ausnahme höchstpeinlich und in Kombination mit dem totgeglaubten Schrei/Melodie-Wechsel im Gesang verbinden sie bis auf wenige konfuse Stellen mit Sprechgesang sämtliche Emo-Klischees.

Das Schlimme ist, so sehr man sich dagegen wehrt, „Schwörende Seen, ihr Schicksalsjahre!“ ist ein wirklich großartiges Album. Auch wenn man an bestimmten Stellen ganz schlimme Gänsehaut bekommt, der Druck, die technische Ausgefeiltheit und die Liebe zur Musik dieser noch sehr jungen ADOLAR ist eine Meisterleistung.

Und die Maxima ziehen sich durch alle zehn Songs: Songwriting, durchdacht bis ins kleinste Detail, orchestrale Hymnen mit Kirchenorgel, die QUEEN’sche Großkotzigkeit in der Weiterführung des Pop, aber der Druck von HiFi-Hardcore-Bands wie beispielsweise POISON THE WELL oder vielen Post-Rock-Bands.

Und die Platte in einer Kirche aufzunehmen – erschreckend peinlich und doch ziemlich gut.