DER BULLDOZER GOTTES

Wenzel Storch

Willkommen in der Welt der Nachzügler. Vor fast einem Jahr schon erschien dieses Buch des Großmeisters deutscher Unkultur, der bis dato eher durch seine filmischen Werke wie „Sommer der Liebe“ oder „Der Glanz dieser Tage“ zwar am Weltruhm vorbeigeschlittert ist, sich jedoch in der Subkultur einen großen Fankreis erworben hat.

Wie auch sein filmisches Schaffen, so ist auch diese Ansammlung an Kolumnen, gesammelten Zeitungsschnipseln, privaten Zeichnungen, merkwürdigen Gedichten und vielem mehr durchzogen vom Mief der 50er Jahre, allerschlimmster ländlicher Frömmelei und jugendlicher Entdeckung der Pornographie, vermischt mit der Kitschigkeit der 70er Jahre und einem ganz großen Bonbon-Glas voller psychedelischer Süßigkeiten.

Wie alle seine Werke polarisiert auch dieses Buch. Ich persönlich verbinde mit Wenzel Storch die Erinnerung an den größten und längsten und dadurch gleichzeitig schlimmsten Lachanfall meines gesamten Lebens, der 89 Minuten anhielt und durch den damaligen Genuss selbstgepflückter Pilze, von denen ich irrtümlich dachte, es handele sich um Champignons, noch verstärkt wurde, als ich in einem winzigen Programmkino „Sommer der Liebe“ angesehen, oder besser gesagt, erlebt habe.

Dafür bin ich dem Mann ewig dankbar, nur liegen diese Zeiten sehr lange zurück, mein Humorverständnis hat sich seitdem sehr verändert, meine Gepflogenheiten bezüglich des Genusses jedweder Art von Stimulantia ist komplett zum Erliegen gekommen und vieles in diesem Buch erinnert mich nunmehr an all die eigenen Zeichnungen und Textchen, die ich in der Schule gemalt habe.

Man bewahrt sowas gerne auf, aber schaut es sich doch sehr verwundert an, wenn man es nach einer Ewigkeit in einer Kiste im Keller findet. Wenzel Storch ist da anders. Er verwahrt diese Fragmente nicht nur, er bewahrt sie und erstellt damit ein Gesamtbild, das er mit dem gesammelten Schrott dieser Gesellschaft zu einer bunten Puppenstube zusammenzimmert.

Einiges davon amüsiert mich auch heute noch, vieles ist mir mittlerweile zu pubertär, was aber natürlich beabsichtigt ist. Verborgen blieb mir bis dato die Wortgewandtheit, mit der sich Storch durch seine Kolumnen schreibt, die gelegentlich an Max Goldt erinnert.

Eigentlich reiht sich Wenzel Storch mit diesem Buch in die Tradition großer zeitgenössischer Kirchenkritiker ein: Luther, Voltaire, Feuerbach, Nietzsche, Bonhoeffer, Storch ...