HOLE

Nobody’s Daughter

Mit durchaus eitler Selbstzufriedenheit las ich mir im Zusammenhang mit dem Erscheinen des neuen HOLE-Albums „Nobody’s Daughter“ noch mal meine Besprechung zu Courtney Loves Solo-Platte „America’s Sweetheart“ von 2004 durch – 1998 hatte sie unter dem Namen HOLE zuletzt „Celebrity Skin“ aufgenommen.

Und vieles, was ich damals schrieb, trifft auch auf „Nobody’s Daughter“ zu, mit dem Unterschied, dass Love offenbar inzwischen ihre Drogenprobleme in den Griff bekommen hat und auch mit Scientology nichts mehr zu tun hat, denen sie im Booklet von „America’s Sweetheart“ noch für ihre Unterstützung dankte.

Dafür liegt sie inzwischen im Clinch mit Tochter Frances Bean, verlor das Sorgerecht, und wie so oft geht es auch hier um viel Geld, das durch den toten Cobain immer noch auf die Konten von Love fließt.

Und zu allem Überfluss giftet jetzt auch noch Billy Corgan rum, der Love bisher immer freundschaftlich verbunden war, und auch an einigen Songs von „Nobody’s Daughter“ beteiligt war. Vor allem die beiden konkret von ihm geschriebenen Stücke „Loser dust“ und „Pacific coast highway“ (die zweite aus dem Album ausgekoppelte Single) dürften dabei zu den Highlights der Platte gehören.

Die erste Single war „Skinny little bitch“, ein allzu plakativer Versuch, an Grunge und die frühen HOLE anzuknüpfen, zumindest macht das dreckige Rock-Feeling des Songs noch halbwegs Spaß, was man über den Rest des Materials nicht unbedingt sagen kann.

Das Problem heißt hier wie schon auf „America’s Sweetheart“ Linda Perry, die bereits mit den 4 NON BLONDES schwer nervte und dank ihrer Arbeit für Christina Aguilera als Produzentin und Songwriterin finanziell ausgesorgt haben dürfte.

Die verpasste Love erneut diesen beliebigen, saft- und kraftlosen amerikanischen Folkrock-Sound, dem auch der kratzige und immer noch angenehm charakteristische Gesang der Frontfrau nur bedingt Biss verleihen kann.

Und die Universal-Presse-Crew lässt im Info natürlich keine Gelegenheit aus, einem einzuhämmern, wie legendär doch alles an „Nobody’s Daughter“ wäre. Die Platte selbst spricht eine andere Sprache und erweist sich als schwächlicher Versuch, Frau Loves in die Sackgasse geratene Karriere noch mal anzuschieben, was sich in finanzieller Hinsicht auf jeden Fall bezahlt machen dürfte.

Nur hätte auf diesem Album besser Courtney Love anstatt HOLE stehen sollen (ehemalige Bandmitglieder sucht man vergeblich), denn nur wenig erinnert hier an die Klasse von „Live Through This“ von 1994, aus einer Zeit, als Cobains Witwe nicht nur ausschließlich die Klatschpresse beschäftigte.

Außer Love braucht „Nobody’s Daughter“ eigentlich niemand, aber es hätte ja alles noch viel schlimmer kommen können, und wer das Ganze dann so richtig toll findet, muss sich noch nicht mal dafür schämen – wenigstens etwas.