HOLMES

Have I Told You Lately That I Loathe You

Wenn junge Männer aus Skandinavien anfangen, gefühlvollen Indiepop spielen, bin ich zur Tür raus. Zu viel Geklampfe, zu viel Gefühl – für mich. Grundsätzlich könnte man dieses Urteil auch über das neue, zweite Album von HOLMES fällen, die aus Vänersborg in Schweden kommen, sich bereits 2003 gründeten, aber erst 2008 ihr Debüt veröffentlichten, das im Ox seinerzeit als „ zu lasch und schwammig“ bewertet wurde.

Dieses Urteil ist beim Nachfolger „Have I Told You Lately That I Loathe You“ mitnichten angemessen, der sich schon nach wenigen Durchläufen so festgefressen hat in meinem Hirn, dass sich nach dem Einlegen schon nach wenigen Takten großes Wohlgefühl einstellt.

HOLMES spielen Moll-Töne in sehr reduziertem Tempo, Klavier und Mundharmonika sind fast ständig dabei, und sie haben mit Kristoffer Bolander einen exzellenten Sänger, dessen warme Stimme immer wieder an die von Neil Young erinnert, und so zelebrieren sie ihre skandinavische, nah am Original liegende Version von Americana und folkigem Indierock, eindeutig auf den Spuren von Young, nah dran an WEAKERTHANS und FOLK IMPLOSION.

Ihr großes Plus ist die maximalst reduzierte Geschwindigkeit, ihre Songs sind Entschleunigung pur, dabei aber alles andere als lahm und trotz allem Hang zum großen Gefühl weit entfernt von schlichtem Pathos.

Die Produktion ist sehr klar und akzentuiert, gibt allen Beteiligten viel Raum, und auch, wenn es mal mit beinahe postrockiger Dynamik lauter wird, schlagen HOLMES nicht über die Stränge.

Ein höchst angenehmes Album.