FOTOS

Porzellan

Äääh ... sicher, dass das hier die neue Platte der FOTOS ist? Also, der Opener „Alles schreit“ jagt jemandem, der noch das letzte Album „Nach dem Goldrausch“ im Kopf hat, auf jeden Fall einen Mordsschreck ein.

Er empfängt mit düsteren, einlullenden, man könnte auch sagen: verstörenden Klängen, die sich eher Shoegaze nähern, als dem früheren, durch Leichtigkeit und großartiges Melodiegespür bestechenden Indierock.

Das manifestiert sich auch in dem Song „Nacht“, der endgültig klar macht, dass das auf „Porzellan“ Gebotene wesentlich härterer Tobak ist, als man es von den FOTOS gewohnt war. Der Gesang Tom Hesslers geht mal fast unter in mächtigen Soundgebilden aus Distortion-Gitarren und gruseligen Hintergrundgesängen, erstrahlt dann wieder über minimalistischen Klangteppichen.

Ausnahmen bilden unter anderem „Mauer“, das mit treibenden Beats ein wenig aus dem „Porzellan“-Käfig befreit oder treffender ausgedrückt – den längst eingelullten Hörer kurz aufschrecken lässt.

Ansonsten hat es sich auch textlich ins Düstere gewandelt. „Der Leib, der uns geboren hat, beginnt bereits zu verrotten.“ Oha. Nicht, dass vorher nur von Sonne, Sommer, Sonnenschein gesungen worden wäre, aber die Art der angewandten Metaphorik könnte auch einer Gothic-Platte entspringen.

Was die FOTOS auf „Porzellan“ servieren, ist schwierig und auf Anhieb längst nicht so charmant. Für Fans der Band dürfte es nicht einfach sein, dieses Album lieben zu lernen, aber es verdient eine Chance, denn trotz aller Düsternis gibt es viel zu entdecken, mitunter auch wieder großartige Melodien und Zeilen, die so leicht nicht wieder aus dem Gedächtnis verschwinden.